Darum konnte der Mordfall «Barchetsee» endlich geklärt werden
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16 Jahre nach der Tat:Darum konnte der Mordfall «Barchetsee» geklärt werden

Karm Ahmeds (†27) Leiche in Barchetsee gefunden
Ramzi H. muss wegen Mordes 15 Jahre hinter Gitter – Freispruch für zweiten Angeklagten

2007 wurde im thurgauischen Barchetsee die mit Schüssen durchlöcherte Leiche von Karm Ahmed (†27) gefunden. Dank einer Aufarbeitung und mithilfe von «Aktenzeichen XY» stehen am Montag zwei Männer vor Gericht. Einer ist Beizer, der andere sagt, er habe «nichts gemacht».
Publiziert: 04.03.2024 um 13:25 Uhr
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Aktualisiert: 04.03.2024 um 19:30 Uhr
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Hier wurde im Dezember 2007 die Leiche von Karm Ahmed (†27) gefunden.
Foto: Shutterstock
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Sandro ZulianReporter News

Stoisch, schon fast regungslos, nahm Ramzi H.* (63) sein Urteil entgegen. Zu 15 Jahren Gefängnisstrafe verurteilte ihn das Bezirksgericht Frauenfeld am Montagnachmittag. Er hat nachweislich und für das Gericht ohne Zweifel einen Menschen ermordet. Sein ebenfalls wegen Mordes angeklagter, mutmasslicher Kumpane, Aldo F.* (59) wurde freigesprochen.

Die Anklage: Im Dezember 2007 wurde im Barchetsee TG die Leiche von Karm Ahmed (†27) gefunden. Der Ägypter wurde erschossen – drei Kugeln in den Körper, eine durch den Kopf. Mit einem Betonelement beschwert, warfen die oder der Täter die Leiche des Mannes vom Steg ins Wasser. 

«Staatsanwaltschaft fordert zweimal lebenslänglich»
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Blick war beim Prozess dabei:«Staatsanwaltschaft fordert zweimal lebenslänglich»

Jahrelang tappten die Behörden im Dunkeln, sie könnten keinen vernünftigen Ansatz für Täter oder Motiv finden. Erst mit einer Cold-Case-Aufarbeitung ab 2017 und mithilfe der ZDF-True-Crime-Sendung «Aktenzeichen XY» konnten die Behörden zwei Verdächtige ausfindig machen. Es waren Aldo F.* (59), ein Bauarbeiter, und der heute verurteilte Ramzi H.* (63).

Hier wird Ramzi H. ins Gerichtsgebäude gebracht
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Prozessauftakt am Montag:Hier wird Ramzi H. ins Gerichtsgebäude gebracht

Verteidiger von Mörder zieht Urteil weiter

«Wir werden Berufung anmelden und versuchen, die Worte des Richters zu entkräften», sagte nach dem Urteil Markus Oertle, der Verteidiger des verurteilten Mörders Ramzi H. zu Blick. Seinem Mandanten gehe es nicht gut: «Er fühlt sich enorm ungerecht behandelt.» Die Gerichts- und Untersuchungskosten von fast 100'000 bleiben ebenfalls am Verurteilten hängen. Er bleibt somit im Gefängnis, wo er schon seit August 2022 in Sicherheitshaft sitzt. 

Ausschlaggebend für die Verurteilung sei einerseits der Einsatz von verdeckten Ermittlern, die Ramzi H. ein Geständnis entlockten, andererseits die DNA-Spuren im und am Auto des Opfers gewesen, so der Richter: «Das alles ergibt ein Bild, das für das Gericht keinen Zweifel mehr zulässt.»

Fall wird bei «Aktenzeichen XY» neu aufgerollt
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Sendung aus dem Jahr 2022:Fall wird bei «Aktenzeichen XY» neu aufgerollt

Mitangeklagter freigesprochen

Aldo F., der mutmassliche Mittäter, durfte am Montagnachmittag aufatmen. Er wurde vom Gericht freigesprochen. Zu gross waren die Zweifel an seiner Schuld, zu wenig überzeugend die Indizien. Aldo F. bekommt eine Genugtuung 21'750 Franken, weil er zu Unrecht 91 Tage in Untersuchungshaft gesessen hat. Rund 16'000 Franken Schadenersatz fliessen wegen Lohnausfall auf sein Konto.

«Aus meiner Sicht war das ein klarer Freispruch, der sich an allen Ecken und Enden aufgedrängt hat», sagt sein Verteidiger, Thomas Häusermann, nach der Urteilseröffnung zu Blick. «Meinem Mandanten ist ein grosser Stein vom Herzen gefallen. All die Unsicherheit, obwohl er mit dem Ganzen nichts zu tun hatte, ist jetzt weg.» 

Staatsanwaltschaft ist zufrieden

Fabian Mörtl, Sprecher der Staatsanwaltschaft des Kantons Thurgau ist sichtlich zufrieden mit dem Urteil: «Dadurch, dass die Beweisführung bei einem Delikt, das so lange Zeit zurückliegt, sehr anspruchsvoll ist, sind wir äusserst zufrieden, dass das Bezirksgericht so entschieden hat.» 

Ob die Anklage in Sachen Aldo F. ebenfalls in Berufung gehen möchte, entscheidet sie, wenn das Urteil schriftlich vorliegt. 

Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

*Namen geändert

04.03.2024, 16:37 Uhr

Zu wenig gegen zweiten Angeklagten in der Hand

Dem freigesprochenen Aldo F. könne das Gericht nicht gänzlich nachweisen, dass er bei dieser Tat dabei war, sagt der Richter. 91 Tage war dieser in Untersuchungshaft. Für diese wird er nun entschädigt. 

Damit schliesst der Richter diese Urteilsverkündigung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. 

Wir bedanken uns für das Interesse und wünschen einen schönen Montagnachmittag. 

04.03.2024, 16:33 Uhr

«Die Eliminierung des ihn verarschenden Ägypters»

«Die Eliminierung des ihn verarschenden Ägypters» sei das einzige Motiv, dass den Verurteilten angetrieben hätte, sagt der Richter. Skrupellos, heimtückisch sei der Schweizer mit tunesischem Hintergrund vorgegangen. Der getötete Karm Ahmed habe Ramzi H. Geld geschuldet. «Diese Lappalie war der Antreiber für seine Tat». 

Eigentlich bekommt ein Täter für Mord in der Schweiz 25 Jahre Freiheitsstrafe. Mildernd wirkte sich aus, dass seit Beginn des Prozesses ein grosses, mediales Interesse bestanden hätte. Zudem sei das «fortgeschrittene Alter» strafmildernd. 

04.03.2024, 16:29 Uhr

DNA-Spuren überzeugend

Die DNA-Spuren am und im Auto des getöteten Karm Ahmed (†27) hätten das Gericht überdies überzeugt. «Zeitnah zum Tatzeitpunkt» seien die Spuren ins Gefährt gekommen. «Die DNA-Funde stützen die Täterhypothese erheblich», sagt der Richter. Hinzu kommen widersprüchliche Aussagen von Ramzi H. «Er passt hier seine Aussagen den Ermittlungen an», kritisiert der Richter. «Einmal wollte er den Toten überhaupt nicht gemocht haben, dann ist er plötzlich wie ein Vater für ihn», paraphrasiert der Richter den verurteilten Ramzi H. 

Dass die mittlerweile verstorbene Ehefrau des Opfers die Tat in Auftrag gab, sei hingegen «nicht erstellt». 

Alles in allem sind die DNA-Spuren, wie auch das Geständnis Ramzi H.s gegenüber verdeckten Ermittler überzeugend: «Das alles ergibt ein Bild, dass für das Gericht keinen Zweifel mehr zulässt.»

04.03.2024, 16:24 Uhr

«Schilderungen sind mit den Geschehnissen zu vereinbaren»

Die Aussagen des verurteilten Ramzi H. decken sich überzeugend mit den Spuren und den Feststellungen des Instituts für Rechtsmedizin, ist sicher der Richter sicher. Einen Körper und ein Betonelement separat von der Hauptstrasse zum Barchetsee zu tragen, sei ohne Weiteres möglich. «Die Schilderungen des Beschuldigten können sich mit den tatsächlichen Geschehnissen vereinbaren», sagt der Richter zusammenfassend. Die vielen scheinbar zufälligen Übereinstimmungen hätten sich derart verdichtet, dass der Richter zum Schluss kommt: «Das kann nur jemand wissen, der dabei war.»

04.03.2024, 16:14 Uhr

Der Richter begründet sein Urteil

Der Richter erklärt, wie das Gericht zur Verurteilung von Ramzi H. gekommen ist. «Die verdeckte Ermittlung war zulässig», hält der Vorsitzende fest. Die V-Männer hätten nicht um jeden Preis ein Geständnis gesucht. Das Vorgehen der Polizisten sei «nicht zu beanstanden» gewesen. «Der Verurteilte hat die Tat von sich aus erzählt und sich kaum unterbrechen lassen», sagt der Richter. «Ramzi H. ist bestimmt ein Geschichtenerzähler», gibt der Richter zu. Doch das Geständnis sei an den Details und an den Worten zu messen, nicht an der Person.

04.03.2024, 16:06 Uhr

Unschuldig!

Aldo F., der zweite Täter, wird vom Vorwurf des Mordes freigesprochen. Sämtliche Kosten übernimmt der Staat. Aldo F. bekommt eine Genugtuung von mehreren zehntausend Franken. Der Italiener wirkt allerdings nicht sonderlich erleichtert, sondern schaut ins Nichts und bewegt sich kaum. 

04.03.2024, 16:04 Uhr

Ramzi H. wirkt gelassen

Der verurteilte Ramzi H. lässt sich bei der Urteilsverkündigung kaum etwas anmerken. Er schaut starr auf das Fünfergericht und bewegt sich kaum. Auch, als ihm Gerichts- und Untersuchungskosten von fast 100'000 Franken aufgebrummt werden, bleibt er fast regungslos. 

04.03.2024, 16:02 Uhr

Schuldig!

Ramzi H. ist des Mordes schuldig! Er kriegt eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren.

04.03.2024, 16:01 Uhr

Die Beschuldigten betreten den Raum

Ramzi H. und Aldo F. kommen im Beisein ihrer Anwälte in den Gerichtssaal und nehmen Platz. Aldo F. wirkt leicht nervös und unsicher. Ramzi H. schreitet selbstbewusst in den Raum und begrüsst das Gericht mit fester Stimme. 

04.03.2024, 15:48 Uhr

In wenigen Minuten wissen wir mehr

Hallo aus dem Bezirksgericht Frauenfeld. In wenigen Minuten wird das Urteil im Mordfall Barchetsee bekannt gegeben. Wir warten gespannt. 

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