Auf einen Blick
- Mann raubt Laden mit Jutesack über dem Kopf aus.
- Der Täter zieht den Sack ab und zeigt sein Gesicht.
- Er war laut Betreiberin Jenny Sommer schon zum zweiten Mal da.
- Der Schaden beträgt zwischen 500 und 700 Franken.
- Insgesamt wurden 32 Diebstähle in ihrem Laden verzeichnet.
Dieser Dieb ist dümmer als die Polizei erlaubt, wie auf dem Überwachungsvideo zu sehen ist: Ein Mann betritt in Wängi TG einen Selbstbedienungsladen und beginnt dort, Sachen einzupacken. Gschenkli, Esswaren, Geld – nichts ist vor ihm sicher. Etwas ist aber seltsam: Der Mann, ungefähr 40 Jahre alt, trägt auf seinem Kopf eine Art Sack. Es ist wohl ein Jutesack, um sein Gesicht zu verdecken. Denn der Dieb weiss, dass der Selbstbedienungsladen «Dekowelt und Herzmund» mit zwei Überwachungskameras ausgestattet ist.
Der Höhepunkt des Videos, das «TVO» am Mittwoch bekannt machte, kommt aber noch: Denn plötzlich zieht der Mann den Jutesack vom Kopf – so sieht er wohl mehr – und dreht sich mit dem Gesicht direkt zur Kamera um. Dann zuckt er zusammen, streckt den Sack vor die Linse und dreht die Kamera um. Sein Fehler ist ihm wohl mittlerweile aufgefallen. Danach macht er sich mit der Beute aus dem Staub. Der Schaden: zwischen 500 und 700 Franken.
Der Jutesack-Mann war schonmal bei ihr
Die Betreiberin des Ladens, Jenny Sommer (38), übt sich in Galgenhumor. «So dumm kann man doch gar nicht sein!», habe sie gedacht, als sie das Video zum ersten Mal sichtete und dabei ein bisschen lachen musste. Denn der Mann bricht schon zum zweiten Mal in ihren Laden ein. Beim letzten Mal, eine Woche zuvor, trug er noch keinen Jutesack auf dem Kopf.
Doch eigentlich ist die Angelegenheit überhaupt nicht zum Lachen. Denn Selbstbedienungsläden in der Schweiz haben einen schweren Stand. So auch bei Jenny Sommer: «Bei mir wurde insgesamt schon 32 Mal etwas gestohlen. Zu wenig bezahlt wird jeden zweiten Tag.»
Nach solchen Straftaten geht sie einen unkonventionellen Weg. Im Laden steht auf einem Schild: «Bei Diebstahl werden die Bilder veröffentlicht und eine Anzeige bei der Polizei gemacht.» Doch bei der Polizei sagte man ihr, dass die Chancen auf die Ergreifung des Sackdiebs relativ klein seien. Darum stellt Sommer nicht nur jeden Diebstahl, sondern auch jeden gefilmten Täter an den Pranger.
«Was ich ihm wünsche, könnte man nicht ausstrahlen»
Dass die Kantonspolizei Thurgau vor Selbstjustiz warnt, ist ihr dabei herzlich egal. «Wenn wirklich ein Täter hinsteht und mich wegen Verletzung der Privatsphäre anzeigt, dann ist es mir das wert.» Eine solche Busse würde sie mit Freude bezahlen, wenn sie dafür weiss, wer der Übeltäter ist. Was sie dem Täter wünscht, kann sie nicht direkt in die Kamera sagen, denn «das könnte man wohl nicht ausstrahlen.»
Den Laden aufgeben, ist für sie keine Option. Die Tür in der Nacht zusperren auch nicht: «Dann brechen sie mir die Türe auf, das kostet mich noch viel mehr Geld.» Betroffenen Selbstbedienungsladenbetreiber rät sie: «Bleibt stark – und veröffentlicht die Bilder!»