Auf einen Blick
- Mutter sucht Lehrstelle für Sohn auf LinkedIn, Post geht viral
- Gianni Alig hat 40 Bewerbungen verschickt, nur ein Vorstellungsgespräch erhalten
- Linkedin-Post erreichte über 1000 Likes und 320 Mal geteilt
Tausend Likes, 230 Kommentare und 320 Mal geteilt. Der Linkedin-Post der Polizistin Carmen Alig (44) aus Aadorf im Kanton Thurgau sorgt für Aufmerksamkeit. Die Mutter von Gianni, der im Januar 15 Jahre alt wird, hätte damit nicht gerechnet.
Alig hat stellvertretend für ihren Sohn auf Linkedin eine Lehrstelle gesucht. Denn der Teenager hat bereits an die 40 Bewerbungen verschickt – und wurde erst einmal zum Vorstellungsgespräch eingeladen.
«Ich bemerkte, dass mein Sohn nicht gesehen oder gehört wird. Er fällt durchs System – das bricht mir das Herz», sagt Alig zu Blick. Er sei ein «charakterlich sehr feiner Kerl».
KV oder Sportartikelverkäufer
Der grosse Traum ihres Sohnes sei es, irgendwann Sozialarbeiter oder Sportlehrer zu werden. Dazu hatte es schulisch nicht gereicht. Seine Noten sind zwar nicht schlecht, aber «mittelmässig», wie es die Mutter ausdrückt.
Blick kennt die Noten des Jungen: Es ist keine einzige Ungenügende darunter. Auch in den schulischen Einstufungstests (Stellwerk) bekleidet er einen Rang im Mittelfeld – schlecht ist er nicht – aber auch nicht hervorragend.
Um den Sprung in ein Studium später doch noch zu schaffen, sucht er nun für den Sommer 2025 eine Lehre als Kaufmann EFZ (B-Profil), Priorität zwei ist Sportartikelverkäufer.
Das KV möchte er machen, weil ihm Mathematik liegt und er sehr gerne im Team im Büro arbeitet. «Beispielsweise Rechnungen in Auftrag geben und die vielen verschiedenen Arbeiten im KV gefallen ihm sehr.»
Bis anhin seien nur Absagen eingetrudelt. Und das, obwohl zum Beispiel Stellen im Detailhandel dieses Jahr noch zu Zehntausenden zu haben waren. Neben den Noten wird dem bald 15-Jährigen zu junges Alter und Schüchternheit vorgeworfen.
Anforderungen der Firmen «ein Witz»
Die Anforderungen vieler Firmen seien dabei «ein Witz», sagt seine Mutter zu Blick. Einerseits werde «nur aufgrund der Notenleistung selektioniert», was keine Einschätzung des Charakters zulasse. «Das sollte aus meiner Sicht genauso wichtig sein», sagt Carmen Alig.
Die geforderten Motivationsschreiben seien lächerlich, findet sie. «Was soll denn ein 14-jähriger Schüler auf die Frage, weshalb er genau in der beworbenen Firma arbeiten will, schreiben? Eine ehrliche Antwort wäre wohl, weil sein Freund dort arbeitet, der kurze Arbeitsweg oder weil es in der Pause Tischfussball gibt.»
Hinzu käme, dass viele Firmen heutzutage zunehmend «verzettelt» seien, so Alig. Meist wisse die Personalabteilung nicht, wo wie viele Lehrlinge an welchem Standort gebraucht würden und wo man schon komplett besetzt sei.
Ein bisschen Erfolg hat der Linkedin-Post von vor drei Wochen schon gebracht, sagt Carmen Alig: «Wir haben zwei Schnupperlehrstellen ergattern können.» In einem Fall durfte Gianni Alig bei einer Firma zur Probe arbeiten – und wurde schliesslich abgelehnt.
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