Jeder zehnte Ausbildungsplatz gestrichen
Gewerkschaft kritisiert Lehrstellen-Abbau bei Swisscom

In den vergangenen Jahren hat die Swisscom die Zahl der Ausbildungsplätze erheblich reduziert. Die Gewerkschaft Transfair ist alarmiert – und fordert strengere Vorgaben für den Bundesbetrieb.
Publiziert: 07.08.2024 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2024 um 10:23 Uhr
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Gewerkschafterin und Grünen-Nationalrätin Greta Gysin kritisiert den Lehrstellen-Abbau bei der Swisscom.
Foto: keystone-sda.ch
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Lea HartmannRedaktorin Politik

232 Jugendliche haben vergangene Woche bei der Swisscom ihre Lehre begonnen. Damit gehört der Telekomkonzern zu den grössten Lehrbetrieben im Land.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Swisscom-Stifte jedoch deutlich geschrumpft, wie die Gewerkschaft Transfair kritisiert. 2018 waren gemäss Geschäftsbericht noch rund 960 Lernende angestellt. Fünf Jahre später sinds rund 100 weniger – was einem Rückgang von über zehn Prozent entspricht –, während sich die Zahl der Vollzeitstellen in diesem Zeitraum nicht wesentlich verändert hat.

«In Zeiten des Fachkräftemangels sehr problematisch»

Transfair-Präsidentin Greta Gysin (40) stimmt diese Entwicklung bedenklich. «In Zeiten des Fachkräftemangels ist es sehr problematisch, wenn Grossunternehmen wie die Swisscom bei den Lehrstellen abbauen», findet sie. Als Betrieb, der sich mehrheitlich in Bundesbesitz befindet, hat die Swisscom aus Sicht von Transfair eine besondere gesellschaftliche Verantwortung.

Die Gewerkschaft hat gemäss eigenen Angaben schon mehrfach mit der Swisscom das Gespräch gesucht, um den Lehrstellen-Abbau zu diskutieren. Doch der Austausch verlaufe harzig, so Gysin. Vieles bleibe bis heute ungeklärt.

Was ist der Grund für den Abbau?

Die Swisscom begründet den Rückgang der Lehrstellen auf Anfrage damit, dass sich «die Bedürfnisse nach der Anstellung von Fachkräften und spezifischen Berufsbildern» laufend verändern würden. Man brauche beispielsweise weniger Kauffrauen und Mediamatiker, dafür mehr Informatikerinnen und Entwickler. Diesen Sommer haben 97 Jugendliche die Informatiklehre bei der Swisscom begonnen – ein Rekord.

Ausserdem, argumentiert die Swisscom, wolle man die Berufsbildung «effizient führen» – das heisst: Ein höherer Anteil der Lernenden soll nach der Ausbildung eine Stelle im Unternehmen finden. Auf die Kritik der Gewerkschaft entgegnet der Konzern, dass man sich stark in der Berufsbildung engagiere und Verantwortung für die junge Generation übernehme.

Auch Post strich Lehrstellen

Auch bei der Post ist die Zahl der Lehrstellen in den vergangenen Jahren zurückgegangen – seit 2018 um rund acht Prozent. Anders als bei der Swisscom kam es bei der Post aber generell zu einem Personalabbau. Der Anteil Lernender am gesamten Personal ist nicht gesunken, sondern sogar ganz leicht gestiegen. Bei den SBB, einem weiteren Konzern in Bundesbesitz, wurden in den vergangenen Jahren laut eigenen Angaben mehr Lehrstellen geschaffen.

Gewerkschafterin Gysin will den Abbau bei der Swisscom nicht einfach so hinnehmen. Die Tessiner Grünen-Nationalrätin kündigt an, auch im Parlament aktiv zu werden. Zuerst einmal will sie, dass die Swisscom genau offenlegt, in welchen Branchen sie Lehrstellen abgebaut hat.

Dann muss man sich aus Sicht Gysins aber auch überlegen, ob es nicht strengere Leitplanken braucht, was die Zahl der Ausbildungsplätze bei den Service-public-Betrieben betrifft. «In der Strategie des Bundes ist nicht klar vorgegeben, was man von der Swisscom diesbezüglich erwartet», stellt die Nationalrätin fest. «Es ist Zeit, dass der Bund hier eingreift und klare Vorgaben macht.» Aus ihrer Sicht müssen bundesnahe Betriebe einen überdurchschnittlichen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, insbesondere im ICT Bereich, leisten. «Denn dieser hat negative Auswirkungen auf die gesamte Schweizer Volkswirtschaft.»

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