Auf einen Blick
- Büezer Andreas Ackermann kämpft mit Mängeln und Mehrkosten bei seinem Eigenheim
- Fehler von Finanzplaner und Architekt führten zu massiven Problemen beim Hausbau
- Kosten stiegen von geplanten 1,15 Millionen auf 1,7 Millionen Franken
Der ehemalige LKW-Chauffeur Andreas Ackermann (58) wollte sich auf seine alten Tage einen Lebenstraum erfüllen: Eine Wohnung mit eigener Einstellhalle, wo sein geliebter Lastwagen unterkommen soll. Den Platz, den er selbst nicht braucht, wollte Ackermann an Wohnmobil-Besitzer vermieten und damit seinen Lebensunterhalt aufbessern. Es kam anders. Das Projekt kam über eine halbe Million Franken teurer als geplant – und wurde nicht einmal zur Zufriedenheit des Bauherrn fertiggestellt. «Es sind wohl dieser ganze Stress und die Existenzängste, die mich krank gemacht haben», sagt Ackermann.
Die Idee für sein Bauprojekt hatte er 2018. Ein Immobilienberater, den er noch von früher kannte, bot ihm seine Hilfe an. «Er sagte damals, dass er einen Architekten kennt, der das machen könnte», sagt Ackermann. Der Büezer nahm eine Hypothek über 1,15 Millionen Franken auf und liess das Projekt in den Händen der beiden Profis. «Ich hab ihnen vertraut. Dafür gibt es doch die Gescheiten», sagt der 58-Jährige.
Dann wurde gebaut. Nach einem Jahr wurde seine Ex-Frau aber plötzlich stutzig, als sie sich die Rechnungen angeschaut hatte. «Es gab nie detaillierte Kostenkontrolle. Es gab nur grobe Offerten», sagt Ackermann zu Blick. Auf Nachfrage hiess es bei den beiden Verantwortlichen nur: «Das machen wir dann mal.»
Dass bei ihm die Alarmglocken hätten läuten müssen, räumt Ackermann ein: «Aber ich war damals noch Vollzeit beschäftigt und kam manchmal erst spätabends nach Hause. Ich kann auch nicht alles. Dafür habe ich sie ja angestellt!»
Ab und zu habe der Architekt wieder Rechnungen zum Bezahlen gebracht. «Ich bin auch kein Profi, aber ich weiss: Bei einem solchen Projekt sollte der Architekt ein bis zweimal pro Woche vorbeikommen und mit mir detaillierte Baupläne und Offerten anschauen.» Im Normalfall lege man diese dann in einem Projektordner ab, so Ackermann: «Doch der ist bis heute leer.»
Traumhaus über 50 Prozent teurer
Dafür wurde der Ordner mit Baumängeln immer dicker. Die beiden Profis vergassen bei Ackermanns Haus ein Fenster, trugen ein teures Regenwasserbecken nicht in die Planung ein, liessen den Aushub einfach liegen, bauten ihm eine Treppe ohne Geländer ins Haus und liessen den Balkon unvollständig.
Dem Büezer reichts. Ende 2019 kündigt er den «Planervertrag» mit dem Immobilienplaner und schiesst ihn und den Architekten in den Wind. Im Kündigungsschreiben hält Ackermann fest: «Durch falsche Abklärung im Vorfeld, nicht fachgerechte Aufklärung (Sorgfaltspflicht), wurde das Bauvorhaben massiv verteuert.»
Der Ex-LKW-Chauffeur beauftragt einen neuen Architekten, der das Haus fertigstellt. Dadurch und durch die vorherigen Mängel und Planungsfehler kostet das ganze Bauprojekt über 1,7 Millionen Franken. Eine halbe Million mehr, als ursprünglich geplant!
Dabei ist das Haus immer noch nicht fertig, weil Ackermann das Geld ausgegangen ist. «Wenn es regnet, kommt hier eine Wasserfontäne raus», sagt Ackermann und deutet auf einen Schacht auf seinem Vorplatz. Die Steine, die das Wasser von seinem ungeteerten Platz hinunterträgt, darf er dann beim Nachbarn «aus der Wiese rechen». Ein Wasserschaden, der auf die schlechte Planung von damals zurückzuführen ist, machte Ackermann 2021 noch einmal das Leben schwer.
Um die hohen Kosten zu bezahlen, nahm Ackermanns Ex-Frau eine zweite Hypothek auf und lebt jetzt wieder bei ihm. Und: Das Theater mit seinem Albtraumhaus hat ihn auch gesundheitlich mitgenommen. «Ich wurde im Jahr 2022 mit Epilepsie diagnostiziert. Seitdem bin ich nur noch 50 Prozent arbeitsfähig.»
Bis vor die Schlichtungsstelle zog Ackermann den Streit um sein Albtraumhaus. Dort wurde man sich nicht einig. Gemäss Anwalt könnte Ackermann klagen. Doch er winkt ab: Dafür habe er schlicht keine Energie mehr – und das Geld schon gar nicht. Und: Die Chance, dass er vom Berater oder dem Architekten noch Geld sieht, sei sowieso klein.
Finanzplaner und Architekt schieben sich gegenseitig die Schuld zu
Anfrage beim Immobilienberater und beim Architekten: Der Immo-Berater sagt: «Ich finde die Situation, die entstanden ist, sehr schade.» Aber ihm seien die Hände gebunden, denn er habe die Immo-Beraterfirma, die damals für den Bau verantwortlich gewesen war, 2022 abgeben. Und zwar an den damaligen Architekten.
Der Architekt sagt gegenüber Blick, er sei damals bloss «angestellt und nur im Background tätig» gewesen. Die beiden Profis schieben sich also gegenseitig die Schuld zu.
Einen ausführlichen Fragenkatalog beantworten beide nicht. Der Immobilienberater sagt schliesslich an die Adresse Ackermanns: «Ich wünsche ihm von Herzen gute Genesung und nur das Beste für die Zukunft.»