Bizarre Szenen spielen sich in der Studenten-Neubausiedlung bei der ETH Hönggerberg ab. Julian Dorighi (21) und August Roenberg (20) schleppen ihre am Knie verletzte Kollegin Daria Zhivchikova aus dem 6. Stock ins Parterre (BLICK berichtete). Der Grund für die Tortur: Die vier Lifte stehen wegen eines Juristen-Zanks seit über 18 Monaten still. Bis zu 104 Stufen müssen die 320 Studis erklimmen, um in ihre Zimmer zu gelangen.
Sind die Lifte eine Fehlkonstruktion?
Nun erhebt die Liegenschaftsbesitzerin, die Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich (SSWZ), schwere Vorwürfe gegen den Liftbauer. «Es liegen massive Baumängel vor», sagt Geschäftsführerin Rebecca Taraborelli. Denn die Lifte seien bereits wenige Monate nach der Inbetriebnahme 2014 erstmals defekt gewesen. Die Lebensdauer von Aufzügen beträgt erfahrungsgemäss 30 Jahre. «Der Defekt kann nicht normal sein, sondern muss an einer Fehlkonstruktion liegen», so Taraborelli.
Die Geschäftsführerin hat schon allerhand Baumängel gesehen. Der Stiftung gehören in Zürich 14 Liegenschaften mit über 1500 WG-Zimmern. «So einen Fall haben wir aber noch nie erlebt», so Taraborelli weiter.
«Könnten Reparatur sofort machen»
Ist wirklich ein Bau-Pfusch Schuld am Lift-GAU? Der Liftbauer, die Diethelm Aufzüge AG, weist die Vorwürfe zurück: «Wir könnten die Lifte eigentlich innert 1–2 Wochen reparieren, ohne dass weitere Kosten anfallen», sagt ein Sprecher. Unter anderem wegen der Kosten der Reparaturen habe man sich nicht mit der Eigentümerin einigen können.
Die SSWZ zerrt den Liftbauer nun wegen der Sache vor Gericht: «Man kann nicht einfach stets die Verschleissteile ersetzen, wie es der Lieferant vorschlägt.» Womöglich müsste das ganze Liftsystem neu gemacht werden, wenn die Baumängel nicht behoben würden. «Es ist ein komplexer Fall», so Taraborelli.
Die Leidtragenden des Juristen-Zanks sind die Studierenden. Sie müssen sich noch bis mindestens Ende September die 104 Treppenstufen hochkämpfen. Das ist zwar gut für die Fitness, stellt die Studis aber insbesondere beim Zügeln vor grosse Schwierigkeiten. Kein Wunder: «Neubauten sind oft stark auf Liftnutzung ausgelegt», so Walter Angst vom Zürcher Mieterverband.