Alkohol kann Menschen die Sinne vernebeln, üblicherweise töten Betrunkene aber niemanden. Anders ging es in einer verhängnisvollen Nacht an der Fasnacht in Mels SG im vergangenen Jahr zu. Ein 19-jähriger Kantonsschüler soll den beliebten Pizzaiolo Salvatore N.* (†45), am 26. Februar 2022 getötet haben.
Der junge Mann muss sich wegen vorsätzlicher Tötung im unzurechnungsfähigen Zustand Anfang Februar vor dem Kreisgericht Werdenberg-Sarganserland verantworten. Ihm droht eine Freiheitsstrafe von 24 Monaten, abzüglich 47 Tagen Untersuchungshaft. Das berichtet «Der Sarganserländer» am Freitag. Aus der Anklageschrift gehen neue Details zur Tatnacht hervor.
Salvatore N. war in der Nacht von Fasnachtssamstag auf -sonntag tot vor seinem Hotelzimmer gefunden worden. Neben der Leiche lag der Täter. Er war betrunken neben dem Opfer eingeschlafen. Was war passiert?
Mehr Hotelzimmer-Mordfälle
Gemäss Anklageschrift trank der junge Mann am Samstagabend bei sich zu Hause Bier, schlüpfte in ein Hasenkostüm und fuhr per Bahn nach Mels, wo er mit Kollegen an der Fasnacht feiern wollte. Die Gruppe konsumierte schon im Zug diverse alkoholische Getränke, nach der Ankunft ging es ins Kulturzentrum Verrucano. Dort wurde weiter getrunken.
Salvatore N. griff Schüler an die Genitalien
Um 5.30 Uhr am Sonntagmorgen torkelte der mächtig betrunkene Teenager zum nahe gelegenen Restaurant und Hotel Schäfli. Zeitgleich suchte Salvatore N. das von ihm gemietete Zimmer im zweiten Obergeschoss auf. Auch er war nicht mehr nüchtern, er hatte in den beiden Bars des Hotels Alkohol und Kokain konsumiert.
Der 19-Jährige folgte ihm nach einiger Zeit in das Zimmer. Warum, das lässt der Zeitungsbericht offen. Im Zimmer soll der mutmasslich homosexuelle Pizzabäcker seinem Besucher im Fasnachtskostüm an die Genitalien gegriffen haben. Der junge Mann machte ihm gemäss eigener Darstellung klar, dass er das nicht wolle, und wollte das Zimmer verlassen.
Salvatore N. soll sich dem Schüler daraufhin in den Weg gestellt haben. Es kam zum Streit und zum Handgemenge, das sich in den Korridor verlagerte.
Vor der Zimmertür eskalierte die tätliche Auseinandersetzung vollends. Der Jüngere würgte den Älteren, bis dieser kraftlos zu Boden sank. Anschliessend griff sich der mutmassliche Täter einen Regenschirm, der sich zufällig auf dem Hotelflur befand, und stach Salvatore N. erst ins rechte, dann ins linke Auge. Die Stiche fügten dem Italiener Schädelhirnverletzungen zu, an denen er letztlich verstarb.
Prozess im Februar 2024
Laut Anklage wies der 19-Jährige eine Blutalkoholkonzentration von 1,21 bis 2,09 auf, weshalb Schuldunfähigkeit vorliege. Sein Opfer kam auf 2,15 Promille.
Die 24-monatige Freiheitsstrafe für den mutmasslichen Regenschirm-Stecher ist nach dem Willen der Staatsanwaltschaft bei einer Probezeit von zwei Jahren aufzuschieben. Ferner liegen eine Schadenersatzforderung von 650'000 Franken und eine Genugtuungsforderung von 140'000 Franken vor. Für die Verhandlung sind zwei Prozesstage am 1. und 2. Februar 2024 angesetzt. (nad)
* Name geändert