St. Galler Grüsel-Trainer ist Wiederholungstäter – und behält seinen Job trotzdem
«Okay Nacktfoto war nicht gute Idee sorry»

Auch nach dem Schuldspruch per Strafbefehl gegen den Unihockey-Trainer Johannes K.* (35) des EFS United wird es nicht ruhiger im St. Galler Rheintal. Ein weiterer Fall von Belästigung kommt ans Tageslicht, der Trainer arbeitet währenddessen noch immer beim Klub.
Publiziert: 00:01 Uhr
1/7
Dieses Bild kann Melissa O.* per Bildschirm-Abfotografieren retten und stellte es zur Verfügung. Blick machte den Trainer unkenntlich.
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Unihockey-Trainer belästigt 15-Jährige sexuell, darf aber weiterhin trainieren
  • Weiteres Opfer meldet sich, Trainer schickte ihr Nacktbild
  • Club bleibt weiterhin untätig
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_881.JPG
Sandro ZulianReporter News

Das Rheintal kommt nicht zur Ruhe. Nachdem ein Belästigungsfall die noch junge Unihockey-Talentschmiede EFS United in Heerbrugg SG erschüttert hatte, kam die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen zum Schluss: Trainer Johannes K.* (35) hat mit seiner Frage «Kann ich schicke Nacktfoto?» das 15-jährige Mädchen Angelina M.* sexuell belästigt. Der Mann wurde per Strafbefehl verurteilt, seit Anfang der Woche ist es rechtskräftig.

Jetzt kommt aus: Angelina M. ist nicht die einzige Betroffene. Vergangene Woche meldet sich Melissa O.* bei Blick. Ihr wurde nicht nur ein Blüttel-Foto angeboten, sie erhielt ungefragt eines.

«Plötzlich schrieb er mir spätnachts»

Melissa O. (20) trainierte vor ein paar Jahren unter Johannes K. Seitdem hatte sie kaum mehr Kontakt zu ihm. «Im April dieses Jahres schrieb er mir spätnachts», sagt sie. «Er fragte mich – genau wie bei Angelina M. –, ob er ein Nacktfoto senden kann.»

Als sie verneint, fragt er, wieso. Am nächsten Tag schickt er ihr ein Bild auf Snapchat. Es zeigt den Trainer nackt, mit einem Zensurbalken knapp auf der Lendengegend. Dazu schreibt er mit Lachsmiley: «Okay Nacktfoto war nicht gute Idee sorry. Das schicke ich nicht.»

Geistesgegenwärtig lässt sie ihr Handy von einer Kollegin abfotografieren, denn Bilder und Nachrichten verschwinden auf Snapchat nach einer gewissen Zeit. Einige Wochen später folgt noch ein Bild: Es soll gemäss O. den Penis des Unihockey-Trainers zeigen. Dieses Bild konnte Melissa O. allerdings nicht sichern.

Sie wollte nicht, dass sich ihr Name herumspricht

Melissa O. geht zur Polizei und möchte Anzeige erstatten. In der Region erzählt man sich zu diesem Zeitpunkt schon, dass Johannes K.* bereits eine Anzeige am Hals hat. So fasst sie Mut. Auf dem Posten spricht sie mit der Polizistin über den Vorfall und lässt sich über ihre Möglichkeiten aufklären.

Schliesslich entscheidet sie sich gegen eine Anzeige. Einerseits reichten die Beweise nicht: Sie hatte den Trainer blockiert, seine Textnachrichten waren weg, das Nacktbild konnte sie nicht sichern. «Ausserdem wäre dann mein Name herausgegeben worden, auch an den Trainer. Das wollte ich nicht», sagt Melissa O.

Ihr geht es darum, dass es künftig keine weiteren Opfer mehr gibt: «Wenn er das weiterhin bei Kindern macht, wäre das fatal. Die wissen vielleicht nicht, wie man damit umgeht.» Mit ihrem anonymen Gang an die Medien möchte sie zeigen, dass Angelina M. nicht das einzige Opfer war.

Melissa O. fordert: «Er soll mal eine Zeit lang nicht trainieren dürfen.» Doch darauf kann sie wohl noch lange warten.

«Der Trainer leistet bei uns weiterhin gute Arbeit»

Der Trainer arbeitet weiterhin beim Klub. EFS United sagt zu Blick: «Der Arbeitsvertrag wurde vor dem Vorfall abgeschlossen.» Eine Freistellung oder Kündigung sei nie Bestandteil der Auflagen von Swiss Sport Integrity gewesen. Die Stiftung berät in solchen Fällen betroffene Klubs. Weiter sagt der Verein: «Der Trainer leistet bei uns weiterhin gute Arbeit und setzt seinen Auftrag bei uns im Verein professionell um.»

Zum jetzt aufgetauchten Blüttel-Foto sagt der Klub, keine Kenntnis von einem weiteren Vorfall zu haben: «Da wir keine offiziellen und gesicherten Informationen zu diesem Ereignis haben, werden wir keine voreiligen Massnahmen ergreifen.»

Swiss Sport Integrity prüft neue Informationen

Die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen bestätigte am Dienstag: Der Strafbefehl ist rechtskräftig. Ein Tätigkeitsverbot wurde nicht ausgesprochen. Er darf weiterhin trainieren, aber nicht alleine.

Auf Anfrage sagt Markus Pfisterer, Leiter Meldestelle Ethik bei Swiss Sport Integrity: «Zum laufenden Verfahren dürfen wir uns nicht äussern.» Die Stiftung prüfe aber in allen Fällen jede neue Information und lasse diese in die Abklärungen einfliessen.

Auf Kontaktaufnahmen von Blick reagierten weder Johannes K. noch der Unihockeyverband St. Gallen-Glarus-Appenzell (UVSGA).

*Namen geändert 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?