Ein grünlich-schleimiger Film liegt auf der Wasseroberfläche des Mannenweiers. Die beliebte Gratis-Badi ist derzeit fast wie ausgestorben. Die Wasseroberfläche ist spiegelglatt, die Spiel- und Liegewiese verwaist. Vor gut einer Woche warnte die Stadt St. Gallen vor Blaualgen, die sich derzeit im Naturweiher ausbreiten und die für Badegäste gefährlich werden können.
Blaualgenblüten können zu Hautreizungen, Erbrechen und Durchfall führen. Am Freitagnachmittag befand sich daher nur gerade eine Handvoll Menschen im Wasser.
«Nicht schwimmen oder baden»
Eine Vielzahl von Warnschildern begrüssen und enttäuschen die Badegäste, die von der Stadt auf den Hügel gelaufen sind und einen erfrischenden Sprung ins kühle Nass wagen wollten. «Achtung Blaualgenblüten. Nicht schwimmen oder baden» steht schwarz auf rotem Grund. Dass es sich dabei nur eine Empfehlung und nicht um ein Verbot handelt, ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich.
«Eine solch leere Badi im Hochsommer habe ich in meinen 22 Saisons noch nicht erlebt», sagt Renato Dietrich (54), der Badmeister des Mannenweiers. Dass die weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebte Badi wie ausgestorben im Hochsommer vor sich hindümpelt, schmerzt den erfahrenen Lebensretter: «Wir finden es sehr schade, dass unsere Gäste die Zeit hier oben nicht voll nutzen können.»
Vor allem die Gäste tun Dietrich leid: «Die Leute sind verunsichert. So etwas gab es in der Vergangenheit nie. Sie sind dementsprechend eingeschüchtert.» Doch er und seine Badmeisterkollegen gehen ihrer Arbeit weiter nach. «Wir sind schliesslich auch für die Ordnung und die Reinigung zuständig. Er rechnet aber damit, dass bald wieder Normalität einkehren kann: «Wir hoffen, dass wir die Warnschilder bald wieder wegnehmen und die Badegäste normal baden können.»
«Oh, hat es Blaualgen drin?»
Badmeister Dietrich hat Respekt vor den Blaualgen. Er hält allerdings fest: «Die Blaualgen sind nur dann gefährlich, wenn man das Wasser trinkt. Wenn man vorsichtig ist, kann man einen Schwumm wagen.»
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Das hat auch Nina (31) aus St. Gallen getan: «Oh, hat es Blaualgen drin?», fragt sie verwundert, als sie mit nassen Haaren zu ihrem Badetuch zurückkehrt. «Das habe ich gar nicht gesehen!», fügt sie an und lacht.
Andere Besucher kritisieren die Stadt für die aus ihrer Sicht übertriebenen Schilder. «Das ist doch Panikmache», sagt ein Stammgast, der schon seit Jahrzehnten hier entspannt. Gegen den Besuchermangel hat er allerdings nichts einzuwenden: «Jetzt hat es endlich mal Platz.»
Trotzdem gehen viele Besucher aktuell nicht ins Wasser, sagt Emma Müller (19). Sie und ihr Freund Chico Paton (19) sitzen auf dem Steg. Sie sagt: «Mich ekelt es ein bisschen, deshalb gehe ich nicht rein.» Ihr Freund Chico hat die Symptome gegoogelt und den Sprung gewagt: «Mit Hautirritationen und Durchfall könnte ich leben. Solange es nicht ewig anhält.»