Er war wütend – und wie. Ein Drittklässler ging in Goldach SG sogar auf seine Lehrerin los. Dabei wollte die Pädagogin am 11. März eigentlich nur einen Streit zwischen ihm und einem weiteren Mitschüler schlichten. Doch die Situation an der Schule eskalierte. Der Junge griff die Lehrerin an und sie bekam mehrere Schläge ab. Schliesslich musste sogar die Kantonspolizei St. Gallen gerufen werden.
«Ich kann den Vorfall insofern bestätigen, als dass die Kantonspolizei Kenntnis davon erhalten hat und an einem gemeinsamen Gespräch mit der Schule und dem Schüler teilgenommen hat», sagt Polizeisprecher Florian Schneider zum «St. Galler Tagblatt». Die betroffene Lehrerin habe auf eine Anzeige verzichtet. Die Kantonspolizei schaltete allerdings die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) ein.
«Ich mag hier nicht mehr arbeiten»
Dass Lehrer attackiert werden, ist offenbar an der Schule in Goldach SG kein Einzelfall, wie das «St. Galler Tagblatt» aus Kreisen der Schule vernimmt. Vor einigen Wochen habe eine junge Lehrerin ihre Stelle an der Schule sogar gekündigt, weil sie ebenfalls in einer dritten Klasse drei sehr schwierige Schüler hatte. Auch sie musste den Quellen zufolge bereits Schläge einstecken.
Eine weitere junge Lehrerin soll ihre Kündigung eingereicht haben, weil sie sich nicht unterstützt gefühlt habe. Auch eine erfahrene Kindergärtnerin im St. Galler Schulhaus soll gekündigt haben. Mit der Begründung: «Ich mag hier nicht mehr arbeiten.» Da nie eine Anzeige eingereicht wurde, kann die Kantonspolizei ältere Fälle an der Schule allerdings nicht bestätigen.
Spezialisten bei betroffener Klasse zugezogen
Goldachs Schulpräsident Rolf Deubelbeiss hält sich bedeckt, was den aktuellen Vorfall angeht. Es sei aber richtig gewesen, die Polizei zu holen. Ein generelles Gewaltproblem sieht er aber nicht an der Schule. «Das Problem kann nicht auf Goldach fokussiert werden. Es ist ein Phänomen, das sich ausbreitet und vermehrt auch tiefere Klassen erreicht», so Deubelbeiss zum «St. Galler Tagblatt». Es sei ein gesellschaftliches Problem, dass sich aber meistens in Worten und nicht durch Schläge äussere.
Die vielen Kündigungen bestätigt Deubelbeiss. Die Gründe dafür möchte er aber nicht benennen, betont aber, dass Lehrkräfte nicht allein gelassen würden. «Wir statten schwierige Klassen mit den nötigen Ressourcen aus», erklärt der Schulpräsident. Auch in der betroffenen Klasse kommen jetzt Klassenassistenten und Sozialarbeiter zum Einsatz. (obf)