«Hoffe mit der Anzeige sieht er seinen Fehler ein»
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Taxiunternehmer hässig:«Hoffe mit der Anzeige sieht er seinen Fehler ein»

Pascal T. stieg in St. Margrethen ins falsche Auto
Ösi-Taxifahrer Marinovic hetzt St. Galler die Polizei auf den Hals

Eine frühmorgendliche Taxifahrt, wütende Whatsapp-Nachrichten und eine Anzeige bei der Kantonspolizei St. Gallen. Im St. Galler Rheintal ist ein irrer Taxi-Streit entbrannt, mit dem sich nun die Staatsanwaltschaft St. Gallen befassen muss.
Publiziert: 04.01.2024 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2024 um 18:18 Uhr
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Pascal T.* (44) möchte nicht erkannt werden. Er fühle sich von Marinovic bedroht.
Foto: Sandro Zulian
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Sandro ZulianReporter News

Pascal T.* (44) aus St. Gallen kann es nicht fassen. Am 27. Dezember wurde er auf den Polizeiposten in St. Margrethen SG geladen – zur Einvernahme. Grund ist ein Streit mit einem Vorarlberger Taxifahrer.

Angefangen hat dieser Streit am Sonntag, 10. Dezember. Pascal T. steht morgens um 5 Uhr am Bahnhof St. Margrethen und will nach Hause. «Ich versuchte, Schweizer Taxiunternehmen telefonisch zu erreichen, doch niemand hob ab.» Also googelte er und fand das Angebot des Vorarlberger Taxiunternehmens Taxi Luki von Ljubisa Marinovic (53) aus Höchst (A) Dieser nimmt seinen Anruf entgegen. «Er wollte, dass ich die lange Fahrt nach St. Gallen per Whatsapp quittiere. In zehn Minuten sei er in St. Margrethen», erzählt Pascal T.

Wütende Nachrichten kurz nach der Abfahrt

Nach zehn Minuten taucht dann auch tatsächlich ein Taxi in St. Margrethen auf, T. steigt ein. Was er nicht gewusst haben will: T. setzt sich in ein Taxi eines anderen Unternehmens. Nach 20 bis 30 Metern meldet sich darum Marinovic vom Taxi Luki per Whatsapp bei Pascal T. «Er warf mir vor, ins falsche Taxi gestiegen zu sein und ihn um seinen Auftrag gebracht zu haben.» Der Bahnhof sei aber menschenleer gewesen, ein anderes Taxi sah er nicht, verteidigt sich Pascal T.

Während der Fahrt von St. Margrethen nach St. Gallen hagelt es weitere wütende Whatsapp-Nachrichten von Marinovic. «Er sagte mir: ‹Entweder du zahlst, oder ich gehe zur Polizei!›», so T., der weder seinen Namen, noch sein Bild in der Zeitung sehen will. «Ich weiss, wer du bist», schreibt der wütende Taxifahrer weiter und hängt seiner Nachricht den Screenshot des Whatsapp-Profilbilds von T. an – ein Familienbild mit seinen Kindern. Für Pascal T. kommt das einer Bedrohung gleich. Trotzdem schreibt er dem Taxifahrer stur: «Dann zeig mich halt an.»

Taxifahrer erklärt sich

Das tat der Betreiber vom Taxi Luki tatsächlich. Kurz vor Weihnachten meldete sich die Kantonspolizei St. Gallen bei Pascal T. Am 27. Dezember musste er auf dem Polizeiposten antraben, um seine Aussage zu machen. Das macht ihn ässig: «Erst bedroht mich der Taxifahrer – und dann muss ich mich noch vor der Polizei rechtfertigen!»

Gegenüber Blick sieht sich Taxifahrer Marinovic allerdings voll im Recht. Bei der Ankunft am Bahnhof habe er ein anderes Taxi aus Vorarlberg wegfahren sehen. «Ich bin mir sicher, dass Pascal T. zwei Taxis bestellt hatte. Das hat mich verärgert.» Marinovic habe darum von ihm den Anfahrtsweg zurückverlangt. «Das sind 20 bis 30 Euro. Dann wäre die Sache erledigt gewesen. Ich bin selbständig und bezahle meinen Sprit selber. Wäre ich angestellt, wäre mir das egal gewesen.» T. bestreitet gegenüber Blick, zwei Taxis bestellt zu haben.

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«Man nimmt das Erste und bestellt das andere nicht ab.»
Taxifahrer Ljubisa Marinovic über das Verhalten der Kunden
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Dass Fahrgäste Taxis doppelt bestellen, komme immer wieder vor, so Marinovic. «Vor allem, wenn es kalt ist, machen die Leute das. Dann nimmt man das Erste und bestellt das andere nicht ab.» Als Marinovic T. anrufen wollte, habe der Schweizer seine Nummer blockiert und sei nicht mehr erreichbar gewesen. «Sein Bild habe ich nur gespeichert, damit ich der Polizei etwas als Beweis unterbreiten kann. Ganz sicher nicht, um ihm zu drohen.»

Auf Anfrage bei der Kantonspolizei St. Gallen bestätigt Sprecher Hanspeter Krüsi den Vorfall. Die Sache liegt nun bei der Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen. Marinovic geht es derweil ums Prinzip. «Ich wünsche mir, dass T. seinen Fehler einsieht. Ich hätte gerne eine Entschuldigung. Schweizer sind normalerweise höflicher.»

* Name geändert

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