In der Toggenburger Gemeinde Neu St. Johann liegt schwerer Rauchgeruch in der Luft. Über der Gemeinde hängt ein grauer Teppich. Wüsste man es nicht besser, man würde ihn für Nebel halten.
In der Nacht auf Freitag wütete hier ein Brand sondergleichen. «Um 4.30 Uhr dachte ich, warum ist es jetzt schon so hell?», sagt eine Anwohnerin gegenüber Blick. Sie kann noch immer nicht ganz glauben, welches Bild sich ihr frühmorgens bot. «Ich hatte wahnsinnige Angst!»
Von einer anderen Anwohnerin erhält Blick Bilder und Videos. Sie zeigen die Zerstörung, der eine Sägerei und ein Wohnhaus zum Opfer fielen. «Der Funkenflug trug uns ganze Brocken in den Garten», erzählt sie. Das einzig Positive: Menschen wurden keine verletzt.
Geborstene Scheiben im Nachbarhaus
Eines der Häuser, das gefährlich nahe am Inferno stand, musste stundenlang mit Wasser angespritzt werden, damit es kein Feuer fängt. «Bei einem anderen Nachbarhaus zerbarsten die Scheiben, weil das nicht gemacht wurde», erzählt die Frau.
Am Tag danach erinnert nur noch ein Schutthaufen an das Inferno. Menschentrauben bleiben vor den Ruinen des ehemals stattlichen Toggenburger Wohnhauses stehen und schauen gebannt auf die Feuerwehrleute und Arbeiter, die den Schutt wegtragen, der einst Teil eines florierenden Sägereiunternehmens war.
Die Unterstützung ist gross
Erschüttert zeigt sich auch Lorenz Liechti (68). Der ehemalige Gemeindepräsident von Wildhaus und Münchwilen wohnt nur fünf Autominuten vom Brandplatz entfernt.
Er kennt die Besitzer der Sägerei persönlich: «Ich hoffe, sie haben genug Kraft, einen Neustart zu wagen. Ich unterstütze sie dabei gerne, sie dürfen sich bei mir melden.» Gegenüber Blick wollten sich die Besitzer bisher nicht äussern. Zu tief sitzt der Schmerz.
«Das war selbst für uns atemberaubend»
Auch für die Polizei war dieser Brand etwas Spezielles, sagt Mediensprecher Florian Schneider. «Für uns sind Brände mittlerweile etwas Alltägliches, wir sind nicht sehr schnell beeindruckt. Aber das war selbst für uns atemberaubend.»
In den nächsten Tagen versuchen Forensiker der Kantonspolizei St. Gallen herauszufinden, wie die Tragödie ihren Lauf nehmen konnte. Laut Schneider keine leichte Aufgabe. «Weil die Feuerwehr die Häuser bereits während des Brandes abbrechen musste, wird die Spurensuche sehr schwierig werden.» Der Sachschaden wird auf über eine Million Franken geschätzt. Die Löscharbeiten sollen sich bis in den Samstag hineinziehen.