Oksana Schmidt (39) ist verzweifelt. Seit die zweifache Mutter Anfang November letzten Jahres in eine 4-Zimmer-Wohnung in Flawil SG eingezogen ist, hat sie an allen Ecken und Enden Probleme. Wortwörtlich, denn bei ihr wuchert seit dem Einzug in drei von vier Zimmern der Schimmel. Die Luft riecht abgestanden und faulig. Der schwarze Teppich frisst sich durch die Wände – das Sofa und den Kleiderschrank kann sie wohl wegwerfen.
Laut Schmidt begann alles bereits am 2. November, nur einen Tag nach dem Einzug. Sie meldete das Problem umgehend und versuchte, es auch selber zu beheben – obwohl sie gerade ein Kind zur Welt gebracht hatte. Der daraufhin aufgebotene Schimmelexperte nahm sich dem Problem an, erwähnte aber auch, dass das Haus «falsch gebaut» sei und das Problem wiederkehren könnte. Sie müsse halt richtig lüften, sagte man der verdutzten Mutter. Das tat sie seit Mietbeginn dreimal am Tag. Für Schmidt ist klar: «Die haben da nur drüber gemalt.» Vergeblich.
«Ich will einfach nur raus hier!»
Der teils giftige Schwarzschimmel trat plötzlich verstärkt auf und überwuchert nun bei einem Besuch von Blick ganze Wände. Schmidt betont, das Problem wieder gemeldet und gesagt zu haben, dass sich die Situation weiter verschlimmert. Doch eine Antwort der Verwaltung und Besitzerin des Hauses blieb aus, sagt sie.
Oksana Schmidt, ihr Mann, die eben erst geborene Ariana und der 18 Monate alte Aurelio schlafen seit Beginn ihrer Schimmelkrise alle zusammen im einzigen Zimmer, das nicht befallen ist. Denn Schmidt hat einen Einjahresvertrag unterschrieben und kann nur ausziehen, wenn sie einen neuen Mieter findet. «Ich will aber keine andere Frau mit Kindern hier hereinlassen. Ich will doch einfach nur raus hier!»
Einiges am Gebäude nicht optimal
Auf Anfrage bei der Verwaltung und Besitzerin des Hauses, der Verwaltungs- und Treuhand AG VTAG aus Flawil, heisst es: «Wir sind erschrocken, als wir nach der ersten Meldung die Wohnung begutachtet haben.» Der betroffene Immobilienbewirtschafter und erster Ansprechpartner Schmidts möchte seinen Namen allerdings nicht in den Medien lesen. Selber vor Ort war er ebenfalls nie.
«Einiges am Gebäude ist nicht optimal», gibt er zu. Frau Schmidt habe allerdings erst am 12. Dezember eine zweite Meldung wegen Schimmels gemacht. Ebenso habe die VTAG ihr alternative Wohnmöglichkeiten und Optionen geboten. Dies bestreitet die Mieterin jedoch. Nicht einmal eine Mietreduktion habe man ihr geboten.
«Auf keinen Fall darin wohnen»
Schliesslich sei es aber Schmidt gewesen, die sich nicht mehr gemeldet habe, so die VTAG, darum sei man auch nicht mehr aktiv geworden. Jetzt, nach den Feiertagen, solle der Schimmel abermals beseitigt werden. Wann genau, ist unklar. Der Fall liegt nun bei der Schlichtungsstelle.
Bis dahin bleibt es für Oksana Schmidt und ihre Familie vor allem eines: gefährlich. Denn ein Schimmelexperte sagt auf Anfrage von Blick nach Sichtung der Bilder: «Man sollte auf keinen Fall darin wohnen. Hierbei handelt es sich um Kategorie 2, das bedeutet höchste Gefahrenstufe.»