Bis vor ein paar Wochen lebten an der Bahnhofstrasse in Kölliken AG noch Flüchtlingsfamilien. Heute sind hier nur noch Männer untergebracht. Familien ist die Bruchbude erst recht nicht zumutbar. Doch jetzt rufen sogar die Männer um Hilfe. «So kann man nicht leben», sagt der kurdische Flüchtling Ilker Ilkan (32). Er ist erst seit vier Tagen hier, aber er kann nicht mehr.
Er zeigt Blick das Haus, in dem im Moment 40 Männer aus Afghanistan und aus der Türkei leben. Als Erstes führt er den Reporter in eines der Schlafzimmer. An der Decke hat es einen riesigen, gelben Fleck. Obwohl das Fenster geöffnet ist und die Heizung auf vollen Touren läuft, stinkt es muffig. In dem 50 Quadratmeter grossen Zimmer stehen vier Etagenbetten mit acht Schlafplätzen.
«Ich schlafe auch in diesem Zimmer. Meine Atemwege sind seit meiner Ankunft gereizt», sagt Ilkan. «Wenn wir die Fenster öffnen, ist es zu kalt. Wenn sie geschlossen sind, stinkt es aber furchtbar. Es ist unerträglich», sagt er. Auf den Betten liegen nur dünne Duvets. «Sie sind viel zu kalt. Die Verantwortlichen haben gesagt, dass es nicht genug Decken hat. Wir dürfen nicht zwei übereinander benutzen», sagt Ilkan.
Mehr zu schmutzigen Flüchtlingsunterkünften
Dann zeigt er in die Ecken im Zimmer. Hier hat es grössere Spalten an den Holzwänden. Überall liegen kleine, schwarze Kegel. «Wir haben jede Menge Mäuse», sagt Ilkans Kollege Turgay Karaqelik (38). «Ein Kammerjäger war hier. Er sagte, dass er nichts machen kann. Das Haus sei zu alt.»
Zu kleine Küche
Für die 40 Männer hat es zwei Bäder, zwei Toiletten, zwei Waschmaschinen und zwei Trockner. «Damit kommen wir zurecht, wenn wir uns gut organisieren», sagt Ilkan. Aber: «Für nur eine Küche sind wir viel zu viele. Dazu kommt, dass die beiden Backofen und die beiden Herde so schlimm verschmutzt sind, dass wir sie nicht sauber kriegen.»
Die beiden Männer haben im Moment nur einen Wunsch: «Wir brauchen eine normale, trockene und saubere Unterkunft. Wir wollen keinen Luxus. Wir haben einfach Angst, dass wir hier krank werden», sagt Karaqelik.
Geruch wegen Rohrbruch
Für die Unterkunft, um die bereits ein Baugespann für einen Neubau steht, ist der Kanton Aargau verantwortlich. Die Mängel seien bekannt, man arbeite an der Behebung, sagt Stephan Müller, Leiter Sektion Betreuung Asyl beim Kantonalen Sozialdienst. Er bestätigt: «Zu Beginn dieser Woche gab es bei einer Wasserleitung der Heizung einen Durchbruch, weshalb sofort eine temporäre Umplatzierung einiger Personen eingeleitet werden musste.»
Der Schaden sei mittlerweile behoben, und die betroffenen Personen sind wieder eingezogen. Der Geruch im Haus sei auf diesen Vorfall zurückzuführen. «Es werden Nachkontrollen bezüglich des Wasserschadens folgen.» Müller kann die Bewohner beruhigen: «In der Unterkunft ist kein Schimmelbefall vorzufinden.»
Auch gegen die Mäuse werde etwas unternommen, verspricht Müller. «Der Kantonale Sozialdienst hat Anfang dieser Woche umgehend nach Kenntnis eine Schädlingsbekämpfungsfirma aufgeboten, die den Befall prüft und beseitigt.»