«Wir können kaum atmen – alle husten»
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Unterkunft in Eschenbach LU:«Wir können kaum atmen – alle husten»

Im Hübeli in Eschenbach LU leiden die ukrainischen Flüchtlinge
«Wir haben Allergien und haben Mühe mit dem Atmen»

Die ukrainischen Familien in der temporären Unterkunft Hübeli in Eschenbach LU haben auf Facebook einen Hilferuf abgesetzt. Die Luft sei so schlecht, dass es kaum auszuhalten sei. Der Kanton sucht mit Hochdruck nach Alternativen.
Publiziert: 03.06.2022 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 03.06.2022 um 17:42 Uhr
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Anastasia und ihre Mutter Laryssa Somkina im Schlafraum der temporären Unterkunft Hübeli in Eschenbach. Sie leben seit einem Monat hier und haben Probleme mit der Luft in den Räumen. Vor allem die Mutter: Sie leidet an Asthma.
Foto: Beat Michel
Beat Michel

Noch bevor man die Räume unterhalb der Turnhalle des Schulhauses in Eschenbach LU betritt, kommt eine Wolke mit einem leicht scharfen Duft nach Schimmel aus der offenen Eingangstüre entgegen. Hier wohnen im Moment 30 Personen aus der Ukraine, hauptsächlich Familien. Auf der Facebook-Gruppe rufen sie um Hilfe: «Die Luft in der Unterkunft macht uns krank. Bitte helft uns!»

Am Eingang wartet Laryssa Somkina (53) und ihre Tochter Anastasia (19), sie führen den Blick-Reporter zu ihrem Zimmer. Auch hier ist es trotz offenem Fenster stickig und feucht. «Wir leiden, wir sind wirklich verzweifelt. Darum haben wir auch auf Facebook einen Aufruf gemacht», sagt Somkina. Wir leben alle hier so dicht aufeinander, die Infrastruktur ist überfordert», sagt sie. «Ich leide an Asthma, diese Luft hier macht mich krank», sagt sie.

Hoffnung auf Wohnung

Ihre Tochter Anastasia sieht das Ganze etwas entspannter. «Es ist sicher nicht optimal, aber die freiwilligen Helfer haben uns versprochen, dass sie nach einer Unterkunft suchen. Ich habe Geduld. Wir müssen halt etwas warten. Die fehlende Privatsphäre stört mich mehr als die Luft», sagt die Sprachstudentin.

Gleich im Nebenraum wohnt die Familie Zudvorniia mit zwei Kleinkindern. Natalia Zudvorniia (39), eine Elektro-Ingenieurin, kommt mit der Unterkunft auch schlecht zurecht. «Die Augen brennen manchmal, manchmal jucken sie nur», sagt sie zu Blick. «Ich hatte in der Ukraine keine Allergien, jetzt aber habe ich regelmässig gereizte Augen.»

Noch schlimmer findet sie, dass ihre Kinder krank geworden sind: «Wir sind hier so eng aufeinander, die Töchter haben sich mit irgendwelchen Bakterien angesteckt. Immerhin: Jetzt seien sie nicht mehr acht Leute im Zimmer. Ein Teil der anderen Familie konnte ausziehen, weil sie richtig krank geworden sind.

Kanton sucht Lösung

Die Kantonsverwaltung sei sich des Problems bewusst und bereits mit Hochdruck auf der Suche nach weiteren Unterbringungsplätzen, um die betroffenen Bewohnenden baldmöglichst umzuplatzieren, teilt die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF) auf Anfrage mit. Aber: «Wegen den starken und raschen Flüchtlingsströmen aus der Ukraine war und ist es jedoch eine grosse Herausforderung, innert kürzester Zeit genügend Unterbringungsplätze zur Verfügung zu stellen. Es kommt erschwerend dazu, dass wir immer wieder Schutzsuchende von Gastfamilien in kantonale Unterbringungsstrukturen umplatzieren müssen.»

Auch für die Flüchtlinge im Hübeli versucht der Kanton das Möglichste aus der Notunterkunft herauszuholen. Das DAF kommuniziert dazu: «Die Wohnbegleitung der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen besucht die Unterkunft täglich, um Fragen zu beantworten und berät die Familien, wie man Reinigung und Frischluftzufuhr optimieren kann und wie man den Trockner korrekt bedient.

Der Blick-Reporter hat nach gut zwei Stunden ebenfalls genug vom Hübeli. Er kann die Verzweiflung der Bewohner verstehen. Es kratzt im Hals, der Kontrast zur frischen Luft draussen ist markant.

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