Beizer Frederik G.* (59) aus St. Gallen ist verschuldet. Gemäss Betreibungsregisterauszug vom Oktober 2023 schuldet er den Behörden und anderen Gläubigern weit über eine Million Franken! Einer Brauerei, dem Steueramt, dem Zahnarzt, Inkassofirmen, Immobilienfirmen, der Suva, einem Sanitär, einem Weinhändler, einer Bäckerei, einer Gartenbaufirma und so weiter. Die Liste ist lang.
Damit nicht genug: Mehrere Firmen, bei denen er involviert war, gingen Konkurs. Und: G. ist auch ein Nicht- und Spätzahler. Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter warten auf ihren Lohn. Das scheint G. egal zu sein. Denn: Er übernahm nun wieder drei Beizen in der St. Galler Innenstadt.
Ein ehemaliger Geschäftspartner, dem G. Zehntausende Franken schuldet, sagt anonym gegenüber Blick: «Dass er jetzt als Geschäftsführer wieder drei Bars übernimmt, ist ein absolutes No-Go! Ich frage mich, wieso die Behörden das zulassen!»
Ebenfalls auf Geld warten Valérie P.* (23) und Massimo T.* (32). Sie sind ehemalige Angestellte von Frederik G. Der Beizer soll ihnen sowie einer weiteren Ex-Mitarbeiterin noch mindestens einen Monatslohn schulden – total rund 20'000 Franken.
Wegen Lohnausfalls aus der Wohnung geflogen
Die Geprellten wenden sich deswegen an Blick. Einer von ihnen, Tino B.* (48), sagt: «Weil er mir meinen Lohn nicht bezahlt hatte, wurde ich aus meiner Wohnung geschmissen! Ich konnte die Miete nicht mehr bezahlen.» Das sei eine extrem belastende Situation gewesen. Mittlerweile wurde ihm der Lohn ausbezahlt. Der 48-Jährige arbeitet unterdessen in einem Restaurant und ist zufrieden.
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Dass Frederik G. trotz Pleite per 1. Januar 2024 die Geschäfte von drei Bars mitten im St. Galler Ausgehviertel Bermuda-Dreieck übernommen hat, kann Tino B. nicht fassen. Auch Valerié P. versteht nicht, wie das geschehen konnte.
«Es ist nicht so schwer, jemandem Geld zu überweisen!»
Die junge Frau arbeitete zwischen Sommer 2021 bis Frühling 2022 unter Frederik G. Noch soll er ihr an die 4000 Franken schulden. «Er kann sehr gut reden und ist ziemlich manipulativ», sagt sie gegenüber Blick. Die Löhne für sie und ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen seien durchs Band immer zu spät gekommen – am Schluss gar nicht mehr.
Ständig habe G. Ausreden gefunden. «Die Bank mache Probleme, das war seine Lieblingsausrede», sagt Valérie P. Immer wieder habe der Beizer die 23-Jährige vertröstet. Sie arbeitet mittlerweile in einem anderen Gastro-Betrieb und ist froh, dass die Ära Frederik G. für sie ausgestanden ist. Das Geld hat sie mittlerweile abgeschrieben, hält aber fest: «Es ist nicht so schwer, jemandem Geld zu überweisen!»
Erst eingeflogen, dann Hotelrechnung nicht bezahlt
Ebenso geht es Massimo T. Der italienische Cocktail-Zauberer wurde von Frederik G. auf Ibiza entdeckt. Auf der Balearen-Insel soll der Beizer gerne opulente Feste gefeiert haben. T. erklärt: «Er sagte, er würde mich gerne nach St. Gallen holen und versprach mir einen hohen Lohn.» In St. Gallen angekommen, habe T. aber ab dem ersten Lohn auf sein Geld warten müssen. «Immer kam es zu spät, immer hatte er eine Ausrede parat – ‹die Bank macht Probleme›.»
In der Unterkunft, wo Massimo T. vermeintlich auf Kosten von Frederik G. wohnte, stand eines Morgens plötzlich der Hotelier im Türrahmen und streckte ihm eine nicht bezahlte Rechnung entgegen. «Wird das irgendwann noch bezahlt?», habe dieser gefragt. «Da wusste ich, dass hier etwas nicht stimmt», sagt Massimo T. «Ich möchte auf diesem Weg die Mitarbeitenden, die jetzt unter G. arbeiten, warnen», sagt er.
Einer, der schon früher vor Frederik G. gewarnt wurde, ist Thomas Peter (36). Er war Wirt der Rock Story, eine der drei Beizen, die G. anfangs Jahr übernommen hat. Peter nahm freiwillig den Hut, als er erfuhr, wer ihm als Chef vor die Nase gesetzt wird. Peter führte die Bar sechs Jahre lang erfolgreich.
Er hegt keinen Groll gegen den neuen Chef im Bermuda-Dreieck. Doch das Unverständnis ist bei ihm, wie bei praktisch allen Gastronomen in der Stadt, gross: «Ich kann nicht verstehen, wie man ihn wieder in eine solche Position lässt. Seine Vorgeschichte hätte zumindest die Alarmglocken läuten lassen sollen.»
Frederik G.: «Es tut mir leid»
Frederik G. bestätigt Blick: Die Firma, in der Tino B., Valerie P. und Massimo T. angestellt waren, sei Konkurs gegangen. Er behauptet aber: «Das Konkursverfahren ist noch nicht abgeschlossen.» Er sei bereit, das Geld zurückzuzahlen. «Das Geschwätz in der Stadt habe ich nicht gerne», sagt der 59-Jährige.
Er schiebt die Schuld unter anderem auf die Corona-Pandemie. «Wir haben im falschen Moment angefangen, zu planen. Es tut mir leid, dass das so gekommen ist.» Ob er denn der Richtige sei, um nun wieder drei Beizen zu übernehmen, will Blick wissen. G. sagt dazu: «Ich muss ja auch Arbeit haben!»
* Namen geändert