«120 Männer sind zu viel»
Bevölkerung wehrt sich gegen Asylheim in Ebnat-Kappel SG

Bald schon sollen in Ebnat-Kappel SG 120 junge Asylsuchende einziehen. Das sorgt in der Toggenburger Gemeinde für Diskussionen. Die Bevölkerung ist über das Vorhaben gespaltener Meinung.
Publiziert: 28.09.2023 um 16:11 Uhr
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120 Asylsuchende sollen ab Januar 2024 in das ehemalige Alterszentrum in Ebnat-Kappel einziehen.
Foto: Screenshot TVO

Im August wurde bekannt, dass 120 junge Männer ab Januar 2024 in das ehemalige Alterszentrum in Ebnat-Kappel SG einziehen sollen. Das Gebäude wurde an den Trägerverein Integrationsprojekt St.Gallen vermietet.

Bei der Bevölkerung von Ebnat-Kappel stösst dieses Vorhaben teilweise auf Unverständnis. Es könne nicht sein, dass die Gemeinde bereits ihr Kontingent erfüllt habe und jetzt noch zusätzlich 120 Personen aufnehme. «120 junge Männer sind zu viel», heisst es. Eine Umfrage des Ostschweizer Fernsehens TVO im Dorf zeigt, dass sich ein Teil der Bevölkerung von der neuen Zahl überrumpelt fühlt.

Gemeinde komme an ihre Grenzen

Die Gemeinde habe den Informationsanlass für die Bevölkerung sehr kurzfristig angesetzt. Deshalb hat Jonas Streule aus Eggersriet SG den Bürgerbund Säntis gegründet. Er will rechtlich gegen das Vorhaben vorgehen, wie er im TVO erklärt. «Wir wollen eine Lösung finden. Ich bin der Letzte, der gerne Theater hat. Aber wenn jemand das will, dann kann er das haben.» Die Herzen der Ebnat-Kappeler seien zwar gross, aber irgendwann komme die Gemeinde aus Platzgründen an ihre Grenzen. 

Die Angst vor steigender Kriminalität ist ein weiterer Punkt. Darum will die Gemeinde die nächsten Schritte zusammen mit der Bevölkerung anschauen. Es brauche auf jeden Fall eine gute Leitung im Asylzentrum, wie Gemeindepräsident Jon Fadri Huder im TVO erklärt. Grenzen müssen klar aufgezeigt werden. Die Situation sei eine Herausforderung, aber seine Gemeinde werde das schaffen.

«Ich bin grundsätzlich nicht negativ eingestellt»

Dies bestätigen auch andere Reaktionen aus der Bevölkerung zu. «Die Aufnahme kann auch eine Chance für die Gemeinde sein. Ich bin grundsätzlich nicht negativ eingestellt. Eher gespannt, wie die Organisation abläuft», sagt eine Einwohnerin. 

Für die Gemeinde sei ein solches Projekt durchaus attraktiv, sagte Huder im August im TVO. Einerseits habe man keine Bauruine, andererseits erhielt die Gemeinde 950'000 Franken für das verkaufte Provisorium und fixe Mieteinnahmen in der Höhe von 43'000 Franken. Das Asylheim ist als Zwischennutzung für die nächsten drei Jahre, mit Option auf zwei weitere, gedacht. Danach sollen auf dem Areal wieder Alterswohnungen entstehen. (ene)

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