Das Wirten war ihre grosse Leidenschaft. 38 Jahre lang führte Margrit Röthlin (87) das Restaurant Gallenbrunnen in St. Margrethen SG. Ende 2019 ist plötzlich Schluss. «Mein jüngerer Sohn und seine Familie sind gekommen und haben mich mit Gewalt aus dem Restaurant geworfen, den Eingang haben sie von innen zugenagelt», so Röthlin damals zu BLICK.
Das Problem: Die gebürtige Vorarlbergerin hatte dem Sprössling die Liegenschaft 15 Jahre zuvor abgetreten, als sie gesundheitlich angeschlagen war, damit im Fall ihres Todes alles geregelt ist.
Beiz dicht – Wohnung gegen Miete
Seit der Zwangsschliessung wohnt die topfitte Rentnerin weiterhin in einer Wohnung oberhalb des geschlossenen Restaurants – und leidet! Röthlin: «Ich höre nachts Geräusche, teilweise ist hier im Haus regelrecht die Hölle los!» Die Räumlichkeiten rund um die Wohnung gehören dem Sohn, den sie hinter dem Lärm vermutet.
Auch die Schlösser an ihrer Wohnungstür habe sie austauschen müssen, nachdem sich wiederholt jemand Zugang verschafft hatte. 800 Franken Monatsmiete muss sie trotzdem weiter abdrücken.
Weil die Zustände immer prekärer wurden, hat Röthlin eine neue Bleibe gesucht – und gefunden: In drei Monaten zieht die Ex-Wirtin aus. Die geliebte Wohnung oberhalb dem Gallenbrunnen hat sie vor einigen Tagen gekündigt.
Über Nacht fiel die Heizung aus
Doch nach ihrer Kündigung fiel im Haus plötzlich die Heizung aus, während draussen Minusgrade herrschten. Die Reparatur musste Röthlin anwaltlich durchsetzen.
Im Gegenzug wurde dann behauptet, sie habe die Heizung absichtlich kaputt gemacht, so Röthlin. Dabei habe sie von Technik doch gar keine Ahnung. Die Pensionärin hat einen klaren Verdacht: «Mein Sohn und seine Familie wollen mich jetzt am liebsten von heute auf morgen raushaben.» Sie hoffe jetzt einfach, die Zeit bis zu ihrem Auszug irgendwie glimpflich zu überstehen.
Sohn unterstellte Mutter fehlendes Wirtepatent
Der Sohn wollte gegenüber BLICK keine Stellung nehmen. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte er noch behauptet, seine Mutter habe «einen Vogel» und besitze ohnehin kein Wirtepatent. Letzteres erwies sich als glatte Falschinformation.
Sein Anwalt lässt nun ausrichten: «Sämtliche Verpflichtungen wurden und werden bis zum Auszug von Frau Röthlin erfüllt.» Der Ausfall der Heizung lasse sich auf Fehlmanipulationen an der Automatik zurückführen. Immerhin: Man beabsichtige nicht, gegenüber Frau Röthlin Regress zu nehmen.