Teppich-Tote Isabella (†20) – ihre Mutter leidet im Gerichtssaal mit
«Ich spüre Wut, Enttäuschung und Hass»

Nach einer Partynacht stirbt Isabella T. im November 2017 in der Wohnung von J. B. einen mysteriösen Tod. Anstelle des Notrufs bietet der Holländer zwei Kollegen auf, die ihm bei der Entsorgung der Leiche helfen. Jetzt wird den drei Männern der Prozess gemacht.
Publiziert: 10.05.2021 um 08:05 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2021 um 19:23 Uhr
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Der Angeklagte J.B. auf dem Weg ins Gericht.
Foto: Blick / Marco Latzer
Marco Latzer

So einen Tod wünscht man niemandem: Im November 2017 stirbt Isabella T.* (†20) in der Wohnung von J.B.* (40) in Thundorf TG. Die Todesursache bleibt unbekannt, weil die Leiche der jungen Frau während drei Monaten – nackt und in einen Teppich verschnürt – in einem Thurgauer Waldstück lag! (Blick berichtete).

«Ich habe Isabella nicht umgebracht. Es war ein Unfall!», beteuert J.B., ein Niederländer karibischer Herkunft, am Montag vor dem Bezirksgericht Frauenfeld. Geht es nach ihm, soll Isabella nach gemeinsamem Drogenkonsum einen epileptischen Anfall erlitten haben und verstorben sein.

Handlanger halfen bei Leichenbeseitigung

Bloss: Weil J.B. nach dem mysteriösen Tod statt Polizei oder eine Ambulanz nur zwei «Freunde» (51 und 39) alarmiert, bleibt wohl für immer unklar, was in der Wohnung wirklich passiert ist. Denn die beiden Handlanger helfen J.B. im November 2017 dabei, die Leiche samt Bettwäsche in einen grünen Teppich zu packen. Und übernehmen für J.B. in dessen Auto auch die Entsorgung der Leiche im Wald.

Weshalb sie sich in derart zweifelhafter Art und Weise für ihren «Freund» engagiert haben, können beide Männer nicht schlüssig beantworten. «Ich weiss nicht, weshalb ich das gemacht habe. Vielleicht war es falsche Loyalität», mutmasst der ältere der beiden Handlanger, die mit J.B. offenbar regelmässig Kokain konsumierten.

Familie und Freunde nehmen Abschied
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Beerdigung in Turgi:Familie und Freunde nehmen Abschied von Isabella T.

«Als wir sie im Wald abgelegt haben, sprachen wir noch ein Gebet», sagt dagegen der 39-Jährige. Und fügt an: «Ich war unter Schock, hatte ein Trauma.» Beide Handlanger sehen sich nun, über drei Jahre später, zusammen mit J.B. mit dem Vorwurf der Störung des Totenfriedens konfrontiert. Und beide fordern via ihre Anwälte einen Freispruch, weil sie zur Tatzeit wegen psychischer Probleme schuldunfähig gewesen seien.

Mutter des Opfers leidet im Gerichtsaal mit

«Ich spüre Wut, Enttäuschung und Hass für diese Leute. Niemand von ihnen übernimmt Verantwortung», sagt Violeta T.* (44), Isabellas Mutter, die den Prozess zusammen mit ihrem Mann verfolgt. Sie erklärt: «Ich tue das für meine Tochter und die Gerechtigkeit!»

J.B., der Hauptbeschuldigte, tut im Fall Isabella in erster Linie sich selbst leid. «Die Zeitungsberichte sind die grösste Strafe, die ich hatte. Sie haben mein Leben zerstört!», beschwert er sich. Mehrere Jobs habe er verloren, weil über den Fall berichtet worden sei.

J.B. sieht sich auch mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert

Dem Niederländer drohen vier Jahre und vier Monate Haft und anschliessend ein siebenjähriger Landesverweis. Nicht etwa wegen der Sache wegen Isabella, sondern hauptsächlich weil ihm vorgeworfen wird, eine 20-jährige Brasilianerin in Chur vergewaltig zu haben.

Auch hier waren Drogen im Spiel. Laut dem Opfer hatte J.B. Berichte von Isabella gezeigt und sich damit gebrüstet, sie umgebracht zu haben. J.B. bestreitet sämtliche Vergewaltigungsvorwürfe und beharrt darauf, der Sex sei einvernehmlich gewesen. Die Verhandlung wird am 28. Mai fortgesetzt.

*Namen bekannt

Jetzt stehen drei Männer wegen Isabella T. vor Gericht 

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