Graubünden hegt bösen Verdacht
Vergiften Langläufer unsere Fische?

Immer weniger Fische schwimmen durch die Oberengadiner Seen. Der Kanton Graubünden hat nun ein Untersuchungsprogramm angeordnet. Der Grund: Schuld an der Misere könnten umweltschädliche Substanzen vom Skiwachs der Langläuferinnen und Langläufer sein.
Publiziert: 18.02.2021 um 15:21 Uhr
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Laut einer Untersuchung könnte sich Fluor, dass im Skiwachs enthalten ist, negativ auf den Fischbestand im Oberengadin ausgewirkt haben. Hier: Langläufer auf dem gefrorenen Silsersee.
Foto: swiss-image.ch

Langlauf ist die neue Trendsportart. Die Winteraktivität trainiert Kraft und Ausdauer, ist Corona-konform und darüber hinaus umweltfreundlich – so zumindest die Annahme. Kürzlich veröffentlichte Testergebnisse zu Fluor-Rückständen in den Fischen der Oberengadiner Seen zeigen aber ein anderes Bild: In fast jedem dritten untersuchten Fisch steckte die Substanz. Durchgeführt wurde die Analyse vom Kantonalen Fischereiverband Graubünden (KFVGR) zusammen mit der Konsumentenzeitschrift «K-Tipp».

Wie die Zeitung «Südostschweiz» berichtet, bestätigten die Testresultate eine These von Radi Hofstetter, dem Präsidenten des KFVGR. Der Verdacht: Die Fische werden durch Rückstände von Skiwachs auf seenahen Loipen kontaminiert – insbesondere wenn die Strecke wie beim Engadiner Skimarathon teilweise direkt über gefrorenen Wasser führt. Für die Tiere kann das schädlich sein.

In der EU seit 2020 verboten

Die Stichprobe in den Seen ergab, dass in 13 von 44 untersuchten Fischen Perfluoroctansäure (PFOS) vorhanden war. Dabei handelt es sich laut der Europäischen Chemikalienverordnung um eine «besonders besorgniserregende Chemikalie». Seit dem Jahr 2020 ist diese deshalb in der EU verboten. In der Schweiz gilt ein solches Verbot für verschiedene Stoffgruppen der Fluorverbindungen aber erst ab Juni.

Der internationale Skiverband (FIS) hat fluorhaltige Wachse bereits aus dem Sortiment genommen. Für den Breitensport gilt eine solche Regelung aber noch nicht.

Sorge um Trinkwasser

Die Untersuchung der Oberengadiner Seen zeigte auch, dass vor allem der Silsersee stark betroffen ist – fast jeder zweite untersuchte Fisch hatte die Substanz in sich. Der Präsident des Fischereivereins vom Silsersee, Antonio Walther, sorgt sich neben den Tieren aber vor allem um die Trinkwasserversorgung. «Wenn schädliche Substanzen im Trinkwasser nachgewiesen werden können, ist das Problem grösser», sagt er zur «Südostschweiz».

Foto: Blick Grafik

Die zuständigen kantonalen Amtsstellen wollen das Problem nun in Angriff nehmen und haben sich auf ein Untersuchungsprogramm geeinigt. Analysiert werden soll das Trinkwasser sowie eine Fisch-Stichprobe aus seinem See, der nicht mit Fluor verunreinigt wurde. Erste Ergebnisse sollen Ende Jahr vorliegen. (bra)


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