«Erhängen Sie sich!»
Hass-Opa fordert Christa Markwalder zum Selbstmord auf

Rentner Willi Zürcher aus Wolfhalden AR hat Christa Markwalder einen Wutbrief samt Strick zukommen lassen. Und der Nationalrätin vorgeschlagen, sie solle sich damit das Leben nehmen. Zürchers Wut auf Markwalder basiert auf einem peinlichen Fehler.
Publiziert: 02.04.2021 um 01:39 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2021 um 09:52 Uhr
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Makabre Post: Willi Zürcher (83) verschickte einen Brief an Christa Markwalder (45) und forderte die Nationalrätin auf, sich damit das Leben zu nehmen.
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer

Es ist ein perverser, absolut unverschämter Wunsch: «Fassen Sie sich Mut und erhängen Sie sich», lautet die Aufforderung an die Adresse von Nationalrätin Christa Markwalder (45).

Dem Päckli samt Begleitschreiben, welches die FDP-Nationalrätin ausgerechnet an Heiligabend erreicht, liegt ein Strick bei. «Ich bin erschrocken. So etwas verletzt einen natürlich», sagt Markwalder zu BLICK. Sie hatte den Vorfall im Medienverbund von CH Media publik gemacht.

Dies, weil die Drohungen gegen Politiker deutlich angestiegen sind: Von etwas mehr als 200 im Jahr 2019 auf 885 Drohungen im Corona-Jahr 2020. Davon stufte die Bundespolizei Fedpol 64 als potenzielle Gefahr ein.

Wut-Rentner rühmt sich seiner Drohungen

Hinter dem makabren Strick-Päckli an Markwalder steckt Willi Zürcher (83) aus Wolfhalden AR. «Ich habe Freude, dass die Sache bekannt geworden ist», feiert der pensionierte Metzger seine pietätlose Aktion. Und findet gar: «Es sollte mehr Menschen wie mich geben, die hinstehen und sich nicht in der Anonymität verstecken!»

Zürcher ist der Auffassung, besonders gewitzt vorgegangen zu sein. «Der Strick war nur ein Angebot an Frau Markwalder und in keinem Fall als Drohung gemeint», behauptet er. Um unverhohlen anzufügen, er habe ohnehin nicht geglaubt, dass die Politikerin seiner Aufforderung nachkommen würde.

In Zürchers Stube prangt das offizielle Porträt von General Henri Guisan (1874–1960), über den Willi Zürcher ebenso ehrfürchtig spricht wie über SVP-Übervater Christoph Blocher (80). Das sei noch ein anderer Schlag, ganz anders als «die elenden Dreckssozis» oder eine Christa Markwalder.

Zürcher machte Markwalder falsche Vorwürfe

Doch warum wirft der Ausserrhödler der Berner Juristin in seinem Brief vor, «kriminell» zu sein und wünscht ihr rotzfrech den Tod an den Hals? «Sie hat in der Weltwoche behauptet, Ignazio Cassis sei der schlechteste Bundesrat, den die Schweiz in 728 Jahren gehabt habe», sagt Willi Zürcher. «Einen Idioten hat sie ihn genannt.»

Bloss: Markwalder ist dem Magistraten gar nie an den Karren gefahren. Sie hat dazu auch keinen Grund, da es sich bei Cassis um einen Parteikollegen handelt und man sich politisch nahesteht.

Willi Zürcher hat schlicht einen Artikel in der Weltwoche im Dezember 2019 nicht verstanden! Markwalder hatte darin Cassis verteidigt, weil mittels anonymer Quellen über den FDP-Aussenminister berichtet wurde.

Damit von BLICK konfrontiert, weigert sich der Absender des Päcklis dennoch standhaft, sich für seinen kolossalen Fehler zu entschuldigen. «Jetzt wird einfach alles zu meinen Ungunsten verdreht. Ich glaube nicht, dass ich mich geirrt habe. Fertig», brüllt er wütend.

Anzeigefrist verstrich ungenutzt

Dabei müsste Willi Zürcher Christa Markwalder dankbar sein, so glimpflich davonzukommen. Denn diese hat nach eigenen Angaben die Frist für eine Strafanzeige verpasst, da sie das Päckli beiseite gelegt und vergessen habe.

Und seitens Fedpol gibt man sich zum Hass-Rentner zurückhaltend: «Grundsätzlich nehmen wir jede Meldung sehr ernst, die eine Drohung gegen Bundespolitikerinnen oder -politiker enthält, und treffen die für den Schutz dieser Personen notwendigen Massnahmen», sagt eine Mediensprecherin. Zu konkreten Fällen könne man keine Stellung nehmen.

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