Gabriele * (21) erlebt am Freitag eine Nacht, an die er noch lange denken wird. Via Social Media stösst er auf die Einladung zu einer illegalen Party in St. Gallen. «Wir wollen endlich wieder raus, endlich wieder feiern», sind sich die Teilnehmer einig. Rund 100 Personen folgen dem Aufruf, treffen sich gegen 20.30 Uhr auf Drei Weieren. Darunter auch Gabriele. Rasch ist die Polizei zur Stelle, löst die Veranstaltung auf. Friedlich. Doch dabei bleibt es nicht. Am Ende der Nacht zieht die St. Galler Stadtpolizei traurige Bilanz: Mehrere 10'000 Franken Sachschaden. Rund 15 eingeschlagene Fenster, Türen und Schaufenster. Neun Festnahmen. Zahlreiche Wegweisungen.
Wie konnte es dazu kommen? Gabriele erzählt, er sei der Social-Media-Einladung gefolgt, im Bewusstsein eine Busse von 100 Franken zu riskieren. «Aber ich wollte den Adrenalinkick», sagt er BLICK. Zu Beginn sei die Party auch super gewesen, doch das habe sich gelegt, als man aufgefordert wurde, die Party zu beenden.
«Ein 15-jähriges Mädchen ging neben mir zu Boden»
Die jungen Leute werden fortgeschickt, treffen sich kurz darauf auf dem Roten Platz wieder, rund einen Kilometer vom ursprünglichen Partyort entfernt. Mittlerweile ist die Gruppe rund doppelt so gross. Ans Feiern denkt aber kaum mehr jemand, Spass und Freude sind Frust und Empörung gewichen. Es wird randaliert. Wieder rückt die Polizei an. Auch sie hat die Nettigkeiten abgelegt. Benutzt Reizgas und schiesst Gummischrot. Die Meute wehrt sich. Wirft Flaschen, Steine und andere Gegenstände auf die Polizisten. «Einer warf einen Briefkasten», erinnert sich Gabriele. Wer angefangen hat? Unmöglich zu sagen. Gewinner gibt es ohnehin keine.
«Neben mir ging ein 15-jähriges Mädchen zu Boden», sagt Gabriele. «Es war schrecklich. Sie konnte kaum mehr laufen. Es ging hin und her, ich verstand nicht, was da passiert.» Gabriele wird es immer mulmiger zumute, er rennt weg. In Richtung Marktplatz. Auch dort ist mittlerweile abgesperrt. «Also bin ich weiter, in Richtung Altstadt». Dort traut er seinen Augen kaum: «Alles war beschädigt. Ich war schockiert. Nie hätte ich erwartet, dass so etwas passiert.»
«Vermutlich war ich etwas naiv»
Als er mit BLICK am nächsten Tag redet, gibt Gabriele zu, vermutlich «etwas naiv» gewesen zu sein. Es sei schade, wie alles eskalierte. Der Polizei wirft er vor, nicht deutlicher kommuniziert zu haben. Statt per Mikrofon zu warnen, hätten sie unvermittelt begonnen, Gummischrott in die Menge zu schiessen. Dadurch sei das Chaos erst ausgebrochen. Er gibt aber auch zu, dass die Teilnehmer sich nicht richtig verhalten haben. «Gegenstände zu werfen, davon halte ich überhaupt nichts», stellt Gabriele klar.
Die Stadtpolizei St. Gallen sagt am nächsten Tag, ein Polizist sei leicht verletzt und ins Spital eingeliefert worden. Gegen zahlreiche Personen wurde eine Wegweisung für die Stadt St.Gallen ausgesprochen. Die Kantons- und Stadtpolizei St.Gallen haben die Ermittlungen aufgenommen.
Sie bitten aufgrund der «massiven Sachbeschädigungen» um Hilfe bei der Identifikation von Personen. Hinweise werden unter 071 224 60 00 oder mailbox.polizei@stadt.sg.ch entgegengenommen.
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