Schwellbrunn ist ein kleines, herziges Dörfchen im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Im Restaurant Hirschen fand vor gut zwei Wochen ein freudiger Anlass statt: Ein Zimmermann und eine Schreinerin aus dem Dorf feierten hier ihr Hochzeitsfest mit über 200 Gästen. Mittlerweile ist der «Hirschen» zu. «Aufgrund der aktuellen Corona-Situation in Schwellbrunn», steht vor dem Eingang des Lokals.
Mit dem Virus sollen es die Hochzeitsgäste nicht so ernst genommen haben. Einige besuchten trotz Erkältungssymptomen das Fest. Nach der Party der Schock: Gemäss BLICK-Recherchen ist die Braut Corona-positiv! Noch schlimmer: Nach der Hochzeit wurden keine Quarantäne-Massnahmen ergriffen. Die Hochzeitsgäste gingen weiter ihrem normalen Alltag nach: Arbeit, Freizeit, Vereinsaktivitäten.
Abstand- und Hygienemassnahmen nicht eingehalten
Das Fehlverhalten an besagter Hochzeit ist einer der Gründe, weshalb in Schwellbrunn der Anteil der Corona-Infizierten im Verhältnis zur Bevölkerung besonders hoch ist. «An der Veranstaltung haben mehrere Gäste mit Corona-Symptomen teilgenommen», bestätigte laut «Tagblatt» Yves Noël Balmer, Gesundheitsdirektor des Kantons, an einer Medieninformation. Abstand- und Hygienemassnahmen seien nicht eingehalten worden. Zu BLICK sagt Balmer: «Obwohl das Brautpaar über Hochzeitsgäste mit Corona-Symptomen informiert war, hatte es uns im Anschluss der Hochzeit nicht kontaktiert und uns die Liste der Hochzeitsgäste nicht proaktiv zukommen lassen.»
Ueli Frischknecht (SVP/41), Gemeindepräsident von Schwellbrunn, sagt zu BLICK: «Diese Nachricht mit der Hochzeit in Schwellbrunn löst bei mir Unverständnis, Trauer und Wut aus. Das Ganze ist unerklärlich.»
Behörden erfuhren es nur durch Zufall
Laut Gesundheitsdirektor Balmer hätten viele Personen von dem Vorfall gewusst, ihn aber nicht dem Kanton gemeldet. Erst zwei Wochen nach der Hochzeit habe man zufälligerweise davon erfahren, sagte Balmer.
Der Gemeindepräsident macht sich Sorgen um den Ruf seines Dorfes. «Das Verhalten einiger Hochzeitsgäste im Anschluss an die besagte Hochzeit ist für mich schlicht nicht nachvollziehbar», sagt Frischknecht. «Ich bin emotional aufgewühlt wegen des Vorfalls.
Frischknecht betont jedoch, die Mehrheit der Schwellbrunner halte sich an die Corona-Regeln. «Nur ein kleiner Teil, sprich diese Hochzeitsgesellschaft, hat sich unsolidarisch verhalten und ihre Eigenverantwortung nicht wahrgenommen.»
Einige gingen später noch ans Oktoberfest
Die Gästeliste habe er nicht gesehen, sagt der Gemeindepräsident. Er kenne jedoch das Brautpaar. «Braut und Bräutigam sind mir persönlich bekannt.» Frischknecht: «Ich hatte letzte Woche persönlich Kontakt mit dem Bräutigam.» Über den Inhalt des Gesprächs will sich der Gemeindepräsident gegenüber BLICK nicht äussern.
Laut Gesundheitsdirektor Balmer hätten die Gäste im Rahmen der Hochzeit vereinbart, sich nicht testen zu lassen, um eine mögliche Quarantäne zu umgehen. «Ein solches Verhalten lässt mich verärgert und entsetzt zurück», sagte Balmer vor den Medien. Einzelne Verzeigungen müssten nun geprüft werden. Gewisse Gäste hätten dann später auch noch an einem Oktoberfest und an anderen Aktivitäten teilgenommen.