Autos, soweit das Auge reicht. Der Parkplatz bei der Talstation ist rappelvoll. Aberhunderte Ausflügler tummeln sich am Atzmännig. Der Eschenbacher Hausberg wurde am Wochenende geradezu gestürmt – den anhaltend hohen Corona-Zahlen zum Trotz. «Das Restaurant bei der Talstation war voll. Von Social Distancing keine Spur. Und auch auf die Maskenpflicht wurde keinen grossen Wert gelegt. Wenn jemand eine Maske getragen hat, dann oft falsch, entweder war sie unter der Nase oder hing unterm Kinn», sagt der Zürcher Schlosser Leon S. (28) zu BLICK.
Er wollte am Sonntag zusammen mit seiner Familie «einfach nur in die Berge, raus an die frische Luft». Doch daraus wurde nichts. Nach gut einer Viertelstunde hat der Familienvater zusammen mit Frau und Sohn (3) wieder kehrtgemacht: Zu viele Menschen, zu viel Gedränge. Der Zürcher Oberländer kennt den Atzmännig, war in den vergangenen Jahren schon oft dort: «Aber so viele Menschen wie am Sonntag habe ich beim Atzmännig im November noch nie gesehen.»
«Für einen November-Tag war viel los»
Auf Anfrage von BLICK bestätigt Roger Meier (46), Geschäftsführer der Sportbahnen Atzmännig AG: «Für einen Novembertag war am Sonntag ausgesprochen viel los. Es war eine klassische Konstellation. In den tiefen Lagen war's neblig, aber bei uns oben sonnig und mild. Nach dem kalten, trüben Oktober während der Herbstferien war das für viele Besucher wohl eine willkommene Abwechslung.»
Meier versichert, dass den Corona-Massnahmen sowohl auf dem Areal, auf Sesselliften wie auch im Kassenbereich und in der Gastronomie Folge geleistet wird. «Wir appellieren dabei aber auch an die Eigenverantwortung eines jeden, dass die Maskenpflicht eingehalten wird», so der Chef.
Corona und Tourismus
Die Sportbahnen Atzmännig machen ihr Hauptgeschäft im Herbst. «In dieser Zeit sind unsere Bergbahnen am stärksten frequentiert. Der November ist bei uns dann der klassische Revisionsmonat», sagt Meier. Der Betrieb würde dann eingestellt, um Sessel und Seile zu revidieren und im Seilpark die Plattformen und Bäume zu kontrollieren. Doch wegen des schönen Wetters hatten am Wochenende Sessel- und Rodelbahn ebenso wie der Seilpark und die Gastronomie geöffnet. Das hat sich für die Sportbahnen Atzmännig bezahlt gemacht.
«Besucher-Plus von 20 Prozent wegen Corona»
«Wir haben am Sonntag 2070 Bergfahrten gemacht, an Spitzentagen rechnen wir mit rund 3000 Bergfahrten», erklärt Meier. Und auch der Seilpark Atzmännig war mit 200 Eintritten (an Spitzentagen bis zu 400) gut besucht. «Die Leute haben das Bedürfnis, an die frische Luft zu gehen, dorthin, wo sie mit genügend Abstand keine Masken tragen müssen», so Meier.
Trotz Andrang am Eschenbacher Hausberg zieht Meier für 2020 eine durchwachsene Bilanz. «Wir hatten von Januar bis März einen schwachen Winter und im April bis Juni standen unsere Bahnen aufgrund des auferlegten Lockdowns still. Die Sommer-Monate im Juli und August waren aber extrem stark. Weil die Leute wegen Corona, statt ins Ausland zu gehen, in der Schweiz geblieben sind», so Meier. «Die Corona-Situation in der Schweiz hat uns im Vergleich zu den Vorjahren ein Besucher-Plus von rund 20 Prozent beschert», so der Sportbahnen-Chef.
Unter dem Strich haben die Sportbahnen Atzmännig trotz des starken Sommers mit Umsatzeinbussen zu kämpfen. «Für 2020 liegt der Umsatz etwa 1,5 Millionen und damit 30 Prozent hinter dem des vergangenen Jahres», so Meier. Er zeigt sich dennoch zuversichtlich: «Ich denke, wir werden mit einem blauen Auge davonkommen.»