6000 Zertifikate gefälscht
Riesiger Betrugsfall in St. Gallen aufgeflogen

Laut einem Medienbericht sind die Behörden im Kanton St. Gallen Zertifikatsbetrügern im grossen Stil auf die Schliche gekommen. Das Bundesamt für Gesundheit will die Kontrollen weiter ausbauen.
Publiziert: 17.12.2021 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2021 um 17:05 Uhr
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Offenbar ist in St. Gallen ein Zertifikatsbetrug im ganz grossen Stil aufgeflogen.
Foto: KAPO SG

6000 Zertifikate. So viele sollen Betrüger gefälscht haben, denen vor wenigen Tagen die Behörden des Kantons St. Gallen auf die Schliche kamen. Dies berichtet das «St. Galler Tagblatt». Verdächtige seien in U-Haft genommen worden. Die Behörden würden auf Hochtouren ermitteln. Eine offizielle Stellungnahme gaben die Behörden aber nicht ab. «CH Media» sagt, der Fall werde «bislang unter dem Deckel gehalten».

«Das volle Ausmass ist noch nicht klar»
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Gefälschte Zertifikat:«Das volle Ausmass ist noch nicht klar»

Bruno Damann, Vorsteher des St. Galler Gesundheitsdepartements, bestätigt der Mediengruppe, dass die Staatsanwaltschaft involviert worden sei. Justizdirektor Fredy Fässler zeigt sich «überrascht, dass so etwas möglich ist». Offensichtlich habe das System den Betrug zugelassen. «Das wird man untersuchen müssen.»

Zusammenhang mit Blick-Recherchen?

Bereits Ende November berichtete Blick, dass in der Schweiz Zertifikatsbetrug im grossen Stil betrieben werde. Im Impfzentrum in Buchs SG stand ein Mitarbeiter im Verdacht, gefälschte Zertifikate anzubieten. Thomas S.* erzählte damals, man könne sich via Telegram oder Whatsapp bei einer Person melden, die direkt beim Impfzentrum arbeite. Ein Freund von ihm habe so ein gefälschtes Zertifikat bezogen. Ein Zertifikat koste rund 800 Franken, bezahlt werde via Bitcoin.

Damit der Betrug nicht auffalle, würden die entsprechenden Impfdosen vernichtet. «Die ganze Kette wirkt bandenmässig organisiert», sagte S. Brisant: Der Kanton St. Gallen liess die damalige Meldung unbeantwortet. Ob der Angestellte in Buchs einer der Verdächtigen ist, von denen «CH Media» heute schreibt, ist nicht bekannt. Die Masche jedenfalls könnte die gleiche sein: Die Betrüger haben Zugriff auf echte Zertifikate, kopieren und fälschen diese dann.

BAG will Kontrollen ausbauen

Der Bund sei vom Kanton St. Gallen über den Fall informiert worden, kenne aber keine Details. Dies teilte das BAG auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. «Wir werden im Auftrag des Kantons alle uns gemeldeten Zertifikate revozieren», schreibt das BAG weiter.

Das Zertifikatssystem sei fälschungssicher. Das BAG spricht demnach auch nicht von gefälschten Zertifikaten, sondern von zu Unrecht ausgestellten Zertifikaten. Werde in einem Impfzentrum ein Testzertifikat ausgestellt, erkenne das IT-System eine solche Abweichung und löse einen Alarm aus, dem im Einzelfall nachgegangen werden könne. Die Kontrollen würden seit September stetig ausgebaut.

Ende November war ein Fall in Schaffhausen aufgeflogen. Ein Mitarbeiter (20) des Kantonalen Impfzentrums soll mehrere Hundert Corona-Impfzertifikate an Ungeimpfte verkauft haben. Er wurde zusammen mit zwei Komplizen, die ihm bei der Vermittlung von Kaufinteressenten geholfen oder Zertifikate weiterverkauft haben, verhaftet. Auch andere Kantone meldeten sich mit Verdachtsfällen, darunter Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Wallis. (vof)

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