Offene Drogenszene in Chur
Jetzt braucht es ein Fixerstübli

Im Churer Stadtpark hat sich eine offene Drogenszene gebildet. Die Süchtigen verwahrlosen immer mehr – und der Kanton kommt nicht richtig in die Gänge.
Publiziert: 12.09.2021 um 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2021 um 09:20 Uhr
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Rebecca Wyss ist Redaktorin beim SonntagsBlick Magazin.
Foto: Thomas Meier
Rebecca Wyss

Die offene Drogenszene im Churer Stadtpark, über die das SonntagsBlick Magazin berichtet, erinnert an dunkle Zeiten. An den Zürcher Platzspitz, den Berner Kocherpark. 1992 notierten die Bundesstatistiker 419 Drogentote, der Zürcher Drogenarzt André Seidenberg schätzte sie sogar auf rund 1000. Die Politik schaute lange zu, wehrte sich gegen die Abgabe von sauberen Spritzen, gegen Fixerstübli, wie es Pioniere wie Seidenberg forderten.

Ihr Kampf lohnte sich. Die offenen Drogenszenen verschwanden, die Sogwirkung nahm ab. Die Schweizer Drogenpolitik wurde zum Vorbild. Zehn Städte setzen heute auf Konsumräume. Chur ist nicht dabei. Die Erfahrungen aus den Neunzigern sickern in Graubünden nicht durch. Überhaupt störte sich jahrelang kaum jemand am Elend im Stadtpark. Die Drögeler blieben ja unter sich, versorgt hinter dicken Parkmauern. Alle konnten das Problem bequem ignorieren.

Nun klagen aber Altstadtbewohner immer mehr darüber, dass Süchtige in Hauseingängen oder Tiefgaragen campieren, dass sie in Wohnungen und Keller einbrechen, um Geld für Stoff zu beschaffen. Die Stadt handelte letztes Jahr, organisierte Streetworker, der Kanton, der eigentlich zuständig ist, trödelt weiter. Der verantwortliche Regierungsrat spielt das Problem herunter, die Situation habe sich nicht verschlechtert.

Zwar hat die Kantonsregierung nun Massnahmen beschlossen – aber kein Fixerstübli. Will der Kanton, dass sich die Szene nicht in weitere Orte ausbreitet, will er zeigen, dass er es ernst meint, muss ein Fixerstübli her. Alles andere ist Symbolpolitik.

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