Oberster Kantonsarzt beruhigt Senioren
«Ein Winter ohne persönliche Kontakte wird nicht nötig»

Die Corona-Zahlen steigen wieder, der Impfschutz sinkt – gerade bei älteren Menschen. Droht Seniorinnen und Senioren bis zum Booster wieder eine Kontaktsperre? Rudolf Hauri, oberster Schweizer Kantonsarzt, nimmt Stellung.
Publiziert: 06.11.2021 um 00:58 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2021 um 15:35 Uhr
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Trotzdem rät er älteren Menschen zur Auffrischimpfung: «Mit diesem Booster wird der Impfschutz noch einmal verbessert.»
Foto: Keystone
Tobias Ochsenbein

Die Corona-Fallzahlen in der Schweiz steigen weiter kräftig an. Zudem kommt es vermehrt zu Fällen, bei denen sich doppelt geimpfte Senioren mit dem Coronavirus infizieren. Das zeigt auch auf, dass gerade bei Risikogruppen wieder Vorsicht angesagt ist. Bei ihnen nimmt der Impfschutz zuerst ab, weil sie auch als Erste geimpft wurden.

Aus den vorangegangenen Wellen wissen wir: Ältere Menschen sind in der Pandemie besonders gefährdet. Bis es die Impfungen gab, war die Folge oft Isolation. Über Monate gab es dramatische Kontaktbeschränkungen. Spontane Besuche bei Grosi und Grosspapi waren nicht möglich.

Muss Grosi zurück in den Lockdown?

Welche Schlüsse kann man also aus diesen Erfahrungen für diesen Winter ziehen? Können ältere Menschen noch unbesorgt einkaufen, die Enkelkinder besuchen oder ins Restaurant gehen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren? Oder gilt fürs Grosi: ab in den Lockdown bis zur Booster-Impfung?

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Die gute Nachricht vorweg: «Ein Winter ohne persönliche Kontakte wird nicht nötig», sagt Rudolf Hauri (60), oberster Kantonsarzt der Schweiz, zu Blick. Man sehe zwar in der Tat, dass der Impfschutz gerade bei älteren Personen derzeit etwas sinke – eine gute Grundimmunisierung sei aber nach wie vor vorhanden. «Der grösste Teil der Personen, die aktuell schwer an Covid erkranken, ist ungeimpft oder nicht vollständig geimpft.»

ÖV, Restaurant, Kinder umarmen: Alles möglich

Er empfiehlt darum allen geimpften über 65-Jährigen die Auffrischimpfung umso mehr: «Mit diesem Booster wird der Impfschutz noch einmal verbessert.» Bis dahin müssen sich laut Hauri Seniorinnen und Senioren aber nicht komplett isolieren. Und auch nicht auf Kontakte verzichten. «Es spricht allgemein nichts gegen die Nutzung des ÖV und das Essen im Restaurant. Im ÖV gilt ohnehin die Maskentragepflicht, im Restaurant die Zertifikatspflicht. Das Umarmen von Kindern oder das Abholen aus der Kita ist auch möglich», relativiert der oberste Kantonsarzt.

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Und doch sei jetzt wieder besondere Vorsicht geboten: Es gehe darum, dass auch Geimpfte enge Kontakte mit Personen mit Symptomen meiden. Die Regeln würden auch nach der Auffrischimpfung gelten. Denn: Die Wirksamkeit der Impfung sei zwar sehr hoch, sie betrage aber nicht 100 Prozent. Hauri empfiehlt Personen, die Krankheitssymptome verspüren, sich bei Zweifel vorgängig testen zu lassen – gerade wenn besonders gefährdete Personen anwesend seien.

«Insbesondere gilt das auch für Kinder, die keine Symptome zeigen, bei denen jedoch zum Beispiel in der Klasse innerhalb der letzten zehn Tage vor einem Besuch Fälle aufgetreten sind.» Zudem seien regelmässiges und gutes Stosslüften sowie gute Handhygiene immer noch wichtig, sagt Rudolf Hauri.

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Jetzt beginnt die Zeit der Einsamkeit und Traurigkeit

Auch bei Pro Senectute, der Schweizer Fach- und Dienstleistungsorganisation für Altersfragen, sieht man nicht schwarz. «Wir wissen, dass die Impfung und insbesondere die Auffrischimpfung für besonders gefährdete Personen einen sehr guten Schutz bieten. Doch das Virus ist nicht weg und verlangt von allen nach wie vor Disziplin», sagt die Medienverantwortliche Tatjana Kistler zu Blick. Mit einer offenen Kommunikation innerhalb der Familie könne man aber gute Voraussetzungen schaffen, um sich trotzdem zu sehen. Konkret heisst das: Impfthematik ansprechen, Hygienemassnahmen einhalten, sich um Zertifikate kümmern.

Pro Senectute appelliert sogar explizit an alle, ganz besonders den Kontakt zu älteren Personen zu pflegen, und zwar regelmässig – gerade im Winter und auch mit Blick auf die Advents- und Weihnachtszeit. «Für viele ältere Menschen ist dies eine Zeit der Einsamkeit und Traurigkeit», sagt Kistler.

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