«Möchten nur meinen Sohn anständig beerden»
Post verliert nach Sizilien verschickte Asche von totem Sohn

Eine Italienerin wollte die Asche ihres in der Schweiz wohnhaften Sohnes in die Heimat zurückführen lassen. Doch das mit der Schweizerischen Post versendete Paket verschwand kurz darauf spurlos.
Publiziert: 11.02.2024 um 12:46 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2024 um 13:05 Uhr
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Rückt sich damit nicht ins beste Licht: Der Schweizerischen Post ist ein peinlicher Fehler unterlaufen.
Foto: Pius Koller

Es ist ein Fehler, der nicht passieren dürfte. Im Oktober 2023 verlor eine Sizilianerin ihren in der Schweiz wohnhaften Sohn. Die Familie beschloss daraufhin, den Körper hierzulande zu kremieren und die Asche anschliessend nach Italien zurückschicken zu lassen, wo diese schliesslich auf einem Friedhof in Sizilien beigesetzt werden sollte.

Spur endete in Urdorf

Doch seine letzte Ruhestätte dürfte der Tote mittlerweile ganz woanders gefunden haben. Denn: Das mit der Schweizerischen Post versendete Paket verschwand auf halbem Weg spurlos.

«Gemäss Sendungsverfolgung endet jegliche Spur in Urdorf», sagt die Mutter gegenüber «20 Minuten». Seit vergangenem November wartet die Familie nun bereits auf die unbezahlbare Fracht, die seinerzeit vom Krematorium mittels Spezialversand verschickt worden war.

Offenbar war dies aber nicht genug, um die Zustellung des Pakets sicherzustellen. Auch die Post schien nicht mehr allzu viel Hoffnung bei der Auffindung des Pakets zu haben, erklärte sie dieses doch wenig später als verloren. «Unsere Abklärungen blieben leider erfolglos, die Sendung konnte nicht lokalisiert werden», bekommt die Mutter in einer im Dezember an sie verschickten Mitteilung der Post zu lesen.

Post hat Paketsuche eingestellt

Immerhin: 563 Franken wurden der Familie als Wiedergutmachung angeboten. Für die Mutter ein schwacher Trost. Es sei für sie unverständlich, dass die Post ihre Ermittlungen nun definitiv eingestellt und sie nicht etwa temporär pausiert habe. Sie hält deshalb mit Kritik an der Post nicht hinter dem Berg.

«Wir sind nicht an Geld interessiert und wollen auch nicht akzeptieren, dass die Suche eingestellt wird. Irgendwer muss doch etwas gesehen haben – ein Paket, das auch noch mit Spezialversand aufgegeben wird, verschwindet doch nicht einfach.»

Um ihren Sohn dennoch eines Tages in Frieden beerdigen zu können, hofft die Familie nun auf Mithilfe aus der Bevölkerung. Sogar in die italienische Fernsehsendung «Chi l'ha visto» («Wer hats gesehen») hat es die Frau mit der Geschichte geschafft.

Anwalt vermutet Diebeswerk

Rechtliche Schritte hält der Anwalt der Familie jedoch für wenig erfolgversprechend, zumal die Post in ihren AGBs gut gegen verlorene Pakete abgesichert ist. Viel eher vermutet er, dass ein Dieb am Werk gewesen sein könnte, der entweder den Deklarationszettel nicht verstanden oder das Paket für eine getarnte Wertsache gehalten hat.

Die Mutter hat jedenfalls schon klargestellt, dass man in einem solchen Fall nicht auf Rache aus sei. «Wir möchten keinem etwas tun, wir möchten nur meinen Sohn anständig beerdigen.» (ced)

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