Mitten in der Omikron-Welle
Kann man den Schnelltests noch trauen?

Infizierte berichten von falschen Ergebnissen. Auch manche Forscher glauben, dass gewisse Tests die neue Variante weniger gut erkennen.
Publiziert: 17.01.2022 um 09:07 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2022 um 10:39 Uhr
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Jede Woche vertrauen Tausende Menschen in der Schweiz darauf, dass das Ergebnis auf dem Teststreifen korrekt ist.
Foto: AFP
Camille Kündig

Antigen-Schnelltests sollen in Minuten Gewissheit bringen, ob man sich mit Corona angesteckt hat. Täglich vertrauen allein in der Schweiz Zehntausende darauf, dass ihr Ergebnis korrekt ist. Doch leider ist das nicht immer so.

Lena* (30) eilte letzte Woche nach einem positiven Selbsttest in die Apotheke. Minuten nach einem Nase-Rachen-Abstrich erhielt sie Entwarnung – und versteht seitdem die Welt nicht mehr. «Ich bestand dann zusätzlich auf einem PCR-Test. Zwei Tage später zeigte dieser, dass ich mich eben doch infiziert hatte!»

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Totale Verwirrung

Cora* (31) erlebte Ähnliches: «Kurz nachdem mir die Apothekerin am Telefon die Hiobsbotschaft mitgeteilt hat, liess ich mich in einer anderen Apotheke abermals testen. Und da hiess es, das Resultat sei negativ! Ich war total verwirrt.» Auch ihr bestätigte ein PCR-Befund später, dass sie sich tatsächlich angesteckt hatte.

Falsch-negative Resultate: SonntagsBlick hat Kenntnis von mehreren Fällen, in denen der Antigentest eine Ansteckung nicht erkannte und nicht Alarm schlug. Wie kann das sein?

Kein Test ist perfekt, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Im Vergleich der Virusvarianten Omikron und Delta gehe man generell nicht von einer grösseren Fehlermarge aus. Und doch: In den Konsultationsunterlagen, die diese Woche an die Kantone gingen, verweist das BAG auf «vereinzelte Studien», laut denen die Zuverlässigkeit von Antigen-Schnelltests mit Omikron «stark abgenommen» habe.

Zuverlässigkeit umstritten

Erste Untersuchungen lieferten unterschiedliche Ergebnisse. Einige bescheinigen den Tests, sie seien zuverlässig – die Forscher gehen davon aus, dass sie Omikron erkennen. Bei dem Protein, das für den Test entscheidend ist, gibt es kaum Mutationen. Andere Daten deuten jedoch darauf hin, dass die Tests unter Omikron-Bedingungen weniger genau sind. Entscheidend könnte sein, wie weit die Infektion fortgeschritten ist, bevor sie erkannt wird.

Um abzuschätzen, ob sich die Tests weiterhin bewähren, führen Forscher um die Virologin Isabella Eckerle von der Universität Genf in Abständen Untersuchungen durch. Dass ein Antigen-Schnelltest in der Anfangsphase der Infektion nicht immer zuverlässig anschlägt, war schon vor der Omikron-Variante bekannt. «Bei einigen Schnelltests scheint dies bei Omikron nun vermehrt der Fall zu sein, wie erste Daten aus unserem Labor und auch von anderen zeigen», sagt Eckerle.

Untersuchungen sind im Gange

Auch die Zuverlässigkeit der PCR-Tests, die Nase-Rachen-Abstriche auswerten, steht zur Debatte. Der Verdacht: Weil sich das virale Geschehen insbesondere bei geimpften und geboosterten Personen fast ausschliesslich in den Bronchien abspielt, zeigen PCR-Tests oft fälschlicherweise ein negatives Resultat, können also trotz deutlicher Symptome negativ ausfallen.

Vorläufige Ergebnisse einer Studie aus Südafrika legen nahe, dass Omikron besser im Speichel als in der Nasenschleimhaut erkannt werden könnte. Isabella Eckerle führt dazu derzeit eigene Untersuchungen durch.

* Namen geändert

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