Zur Neueröffnung eines Clubs wurden die Luzerner Dragqueen Vio la Cornuta und zwei Dragqueen-Kolleginnen in der Nacht auf Sonntag engagiert, um für Unterhaltung zu sorgen. Als sich die drei Dragqueens, eine junge Frau und ein junger Mann gemeinsam über die Europaallee auf den Nachhauseweg machten, wurden sie homophob beleidigt und angegriffen, schreibt das Magazin «Mannschaft». Die Dragqueen Miss Miss Chris wurde auf den Boden geworfen und geschlagen – und trug Verletzungen davon.
Drei junge Männer haben die Gruppe auf der Zürcher Europaallee zunächst wüst beschimpft. «Als eine Kollegin sich verbal dagegen wehrte, fing die Schlägerei an», so Vio la Cornuta zu Mannschaft. «Die drei Männer sprangen wie die Irren auf uns los. Auf drei von uns haben sie brutal eingeschlagen.»
Die Dragqueen Miss Miss Chris aus Thun wurde dabei am stärksten verletzt. Eine Platzwunde am Hinterkopf, eine Gehirnerschütterung, eine aufgeplatzte Lippe und ein gebrochenes Handgelenk trägt sie davon. Eine andere Kollegin wurde heftig in den Bauch getreten und hat noch immer Unterleibsschmerzen.
Polizei lässt Dragqueens verunsichert zurück
Vio la Cornuta blieb unverletzt. Sie hat während des Angriffs um Hilfe geschrien, doch kein Passant griff ein. Als die Täter letztlich davoneilten, rief sie die Polizei an. Dort wurde sie gefragt, ob die Täter noch vor Ort seien. Diese seien aber schon Richtung Bahnhof geflüchtet. Die Polizistin meinte, die Gruppe könne nach Hause fahren und am nächsten Tag Anzeige erstatten.
Die Gruppe musste aber auch zum Bahnhof und fürchtete, erneut auf die Täter zu treffen. «Dazu sagte die Polizistin bloss, dass sie keine Kapazität für Personenschutz hätten, und liess uns dann ratlos, hilflos und verunsichert am Telefon zurück», so die Luzernerin.
«Wir wollen uns sicher fühlen»
Die verletzte Miss Miss Chris liess ihre Verletzungen am nächsten Tag in Thun behandeln. Der Schock sitzt noch immer tief. Am Montag mussten die Dragqueens extra erneut nach Zürich, um Anzeige erstatten zu können. «Wir wollen uns sicher fühlen, wenn wir uns in der Öffentlichkeit bewegen!», appelliert Vio la Cornuta. Solche Hassverbrechen kommen auch in der Schweiz nicht selten vor.
Gegenüber «20 Minuten» erklärt die Stadtpolizei Zürich, man habe Kenntnis von dem Fall. «Da die Täter geflohen sind, bestand keine akute Gefahr mehr für die Opfer», sagt Sprecherin Judith Hödl zur Frage, weshalb keine Patrouille ausgerückt sei. Man den Opfern geraten, sich zunächst medizinisch behandeln zu lassen und danach eine Anzeige zu erstatten. Ausserdem sei zu diesem Zeitpunkt in unmittelbarer Nähe kein Einsatzmittel zur Verfügung gestanden, das man hätte dorthin beordern können.
«Dass die Polizei Opfer von ‹Hate Crime› nicht ernst nimmt, weise ich aber klar zurück», sagt Hödl. Es spiele für die Stadtpolizei überhaupt keine Rolle, um wen es sich bei einem Opfer handle. «Wir handeln immer gleich, nehmen alle Opfer von Straftaten ernst.» (jwg)