Es war ein schreckliches Drama, das sich am 8. Dezember 2018 in Bad Zurzach AG abgespielt hatte. Hans H.* (damals 71) verlor die Kontrolle über seinen weissen VW-Bus, geriet aufs Trottoir und rasierte zuerst mehrere Schutzpfosten um. Dann rammte der Senior eine Passantin (69) sowie deren Tochter Penelope T.* (†39), die vor Ort starb.
Später sagte Hans H. zu BLICK: «Ich fuhr nicht zu schnell. Und ich bin auch nicht eingeschlafen, wie Leute behaupteten.» Vielmehr machte er geltend, dass er «ein gesundheitliches Problem», ein Blackout gehabt habe. Er sei erst rund 100 Meter weiter erwacht. «Beim Aufprall in den Baum.»
Er kam vom Weihnachtsmarkt
Am Mittwoch musste sich Hans H. laut der «Aargauer Zeitung» vor dem Bezirksgericht Zurzach verantworten – unter anderem wegen fahrlässiger Tötung. Er war damals am Weihnachtsmarkt und wollte heim. Laut Staatsanwaltschaft soll er «aufgrund einer gesundheitlichen Beeinträchtigung nicht fahrfähig» gewesen sein. Dies habe er bereits vor Fahrtantritt erkennen müssen.
Hans H. soll an jenem Morgen, nebst seinen üblichen Medikamenten, zusätzliche Arzneimittel eingenommen haben. Deshalb hätte er sich «gar nicht erst hinter das Steuer setzen dürfen». Er habe in Kauf genommen, «dass es zu einem Verkehrsunfall mit Schwerverletzten oder Toten kommen kann», so die Staatsanwaltschaft. Sie forderte 15 Monate bedingt.
«Es tut mir leid, was passiert ist»
Doch das Gericht sprach Hans H. frei. Es glaubte ihm, dass er keine zusätzlichen Medikamente eingenommen habe. Zudem konnten mehrere Gutachten sein Blackout oder eine mögliche Wechselwirkung mit anderen Medikamenten nicht erklären.
Und: Es liessen sich keine Rückschlüsse darauf ziehen, dass er sich nicht fit gefühlt hat und trotzdem gefahren ist. Der Richter: «Es ist leider so, dass es tragische Unfälle gibt, bei denen nicht jemand im strafrechtlichen Sinn schuld ist.»
Zu BLICK sagte Hans H. damals: «Es tut mir leid, was passiert ist.»
Familie aus Griechenland angereist
Auch im Gericht entschuldigte sich Hans H. mehrfach bei der Mutter und dem Bruder der Verstorbenen, die extra für den Prozess aus Griechenland angereist waren. Die Mutter war zum Unfallzeitpunkt in der Schweiz zu Besuch gewesen. Beim Unfall wurde sie schwer verletzt, aber sie überlebte.
Noch heute kämpft die Mutter mit den Folgen des Unfalls. Aufgrund der erlittenen Verletzungen muss sie immer noch in Therapie. Dazu kommt die Trauer über den Verlust der Tochter. Den Freispruch kann die Griechin nicht verstehen: «Der Verlust meines Kindes ist auf sehr ungerechte und unverständliche Art passiert», sagt sie gegenüber TeleM1 unter Tränen. «Ich hätte erwartet, dass es heute zu einem gerechten Urteil kommen würde.»
* Namen geändert