Prozess gegen Rapper Ruben D. enthüllt – Opfer soll Sex-Sklave von Paul T. gewesen sein
«Seine Kindheit wurde von einem egoistischen Triebtäter kaputtgemacht»

Im Mordprozess gegen den Rapper Ruben D. kommt heraus: Der mutmassliche Täter wurde vom Opfer Paul T. jahrelang sexuell missbraucht. Für die Verteidigung ist deshalb klar, dass es sich um Totschlag und nicht um Mord handelt. Die Staatsanwaltschaft sieht das anders.
Publiziert: 14.08.2024 um 18:09 Uhr
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Ruben D. verlässt das Gerichtsgebäude in Olten SO. Das Urteil gegen ihn wird für den 23. August erwartet.
Foto: Ralph Donghi

Es sind Enthüllungen, die die Tat von Ruben D.* (28) in einem komplett anderen Licht erscheinen lassen. Am Mittwoch sagte der Anwalt des wegen Mordes Angeklagten vor Gericht in Olten SO: «Ruben D. war der Sexsklave des Opfers.»

Zusammengefasst lässt sich sagen: Das Opfer Paul T.* (†60) soll dem Angeklagten das Leben jahrelang zur Hölle gemacht haben. Schliesslich habe dieser Missbrauch zu den Ereignissen im September von vor zwei Jahren geführt, so der Verteidiger von Ruben D. in seinem emotionalen Plädoyer vor Gericht.

Mit eigener Waffe getötet

Das ist passiert: Der Rapper Ruben D. soll in der Nacht vom 7. auf den 8. September 2022 den Bestatter Paul T. brutal getötet haben. Die Leiche wurde von einer Person an einer Böschung am Aare-Ufer in Winznau SO gefunden. Wenige Tage später wurde Ruben D. als Tatverdächtiger verhaftet. Über das Motiv wurde lange spekuliert.

Wie die zuständige Staatsanwältin am Mittwoch vor Gericht sagte, ging Ruben D. bei seiner Tat mit «massiver Gewalt» vor. Täter und Opfer seien an jenem Abend gemeinsam zur Aare gegangen. Eine Diskussion sei dann in einen Streit ausgeartet. Paul T. soll mit einem Revolver auf den Beschuldigten geschossen haben, ohne ihn aber zu treffen. 

Ruben D. habe die Waffe anschliessend erlangen können, woraufhin er Paul T. dazu gezwungen habe, sich auszuziehen und einen Müllsack überzustreifen. «Dann kam es zu massiver Gewalteinwirkung gegen den Oberkörper, Kopf und Hals des Opfers.» Schliesslich sei der tödliche Schuss in den Hintern gefallen. Den Toten soll Ruben D. an der Aare abgelegt haben. «Wir gehen davon aus, dass der Täter einen Revolver verwendet hat, welcher dem Opfer gehört hat», betonte die Staatsanwältin. Sie forderte für Ruben D. 16 Jahre wegen Mordes, weil die Tat besonders skrupellos gewesen sei.

Angeklagter schweigt zur Tat

Ruben D. gab sich am Mittwoch bezüglich der Tat sehr zurückhaltend. «Es schmerzt. Es tut weh», erklärte er. Er habe sich aber schon damals dazu entschieden, «dass ich dazu stehe und stark bleibe». 

Weiteren Aussagen zu jenem Abend und der Tatnacht wollte er keine machen. «Es steht alles in den Akten», sagte er nur. Zu allen weiteren Fragen verweigere er die Aussage. Dann erklärte der Angeklagte aber doch noch: «Es ist explosionsartig aus mir herausgebrochen. Ich kann mir nicht erklären, wie, warum und wann. Aber die aufgestauten Emotionen haben sicher eine Rolle gespielt.»

Der Täter soll auch Opfer sein

Anschliessend versuchte der Anwalt von Ruben D. Verständnis für seinen Mandanten zu wecken. Sein Mandant und das Opfer hätten sich vor 11 Jahren an der Aare getroffen. Paul T. habe sich dann das erste Mal an Ruben D. vergangen. Gefolgt sei ein jahrelanger sexueller Missbrauch, für den das Opfer den Angeklagten mit Drogen und Alkohol gefügig gemacht habe. «Paul T. hat mit ihm tun können, was er wollte. Und das tat er auch», so der Anwalt. 

Es seien die ganzen jahrelangen, aufgestauten Emotionen gewesen, die schliesslich zur Tat geführt hätten, so der Verteidiger weiter. «Mein Klient hat rot gesehen. Seine Kindheit wurde von einem egoistischen Triebtäter kaputtgemacht.» Der vorliegende Fall sei deshalb kein Mord, sondern «ein Totschlag», sagte der Verteidiger weiter. Ruben D. sei nicht nur Täter, sondern auch Opfer.

Die Staatsanwältin wollte davon nichts wissen. «Der sexuelle Missbrauch ist am Ende kein Freibrief für eine Tötung», sagte sie. 

Zum Schluss des Prozesstages entschuldigte sich Ruben D. für seine Tat. «Ich wünschte mir, dass ich alles rückgängig machen könnte, seit der Begegnung mit Paul T. Mein Leben wäre sicher anders verlaufen», sagte er. Das Urteil wird für den 23. August erwartet.

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