Die Trauer um Bestatter Paul T.* (†60), der am Aareufer in Winznau SO tot aufgefunden wurde und von Rapper Ruben D.* (26) umgebracht worden sein soll, reicht bis ins Tessin. «Ich brach fast zusammen, als ich von seinem Tod hörte», sagt Paul Sahli (74) aus Losone TI zu Blick. «Er war einer meiner besten Freunde und mit beteiligt an meinem Erfolg.»
Sahli ist kein Unbekannter. Er ist der weltberühmte Fussball-Rekordjongleur. 64 Einträge gibt es über ihn im Guinnessbuch der Rekorde. In Oslo jonglierte er 1987 am Stück 14 Stunden und 17 Minuten lang mit einem Fussball – mit fast 95'000 Ballberührungen. Er trat mehrmals in der ZDF-Kultsendung «Wetten, dass..?» auf. Oder auch im italienischen TV-Sender Rai Uno in Rom. Sahlis Spezialität: Feuerwehrleitern hochsteigen, während er mit einem Ball jongliert.
Paul T. sicherte den Balljongleur
Bei den Auftritten meist an der Seite von Sahli: Tötungsopfer Paul T. «Ich wohnte ja damals wie er im Kanton Solothurn. Und er war der Feuerwehrmann, der mir jeweils die hohe Leiter zum Jonglieren an die verschiedensten Veranstaltungen brachte und mich absicherte», so der Balljongleur.
Paul T. sei in den 90er-Jahren mit Feuerwehrkollegen auch zu «Wetten, dass..?» und in die Rai-Uno-Sendung «Scommettiamo Che...?» mitgekommen. «Er war eine wichtige Stütze und Vertrauensperson für mich», so Sahli. «Bei einigen Events brachte er mir gar ganz allein die Feuerwehrleiter und schaute, dass mir nichts passiert. Mein Leben lag in seinen Händen!»
Auch eine Hilfe beim Training
Auch fürs Training habe Paul T. ihm beim Feuerwehrmagazin jede Woche die Leiter organisiert, aufgestellt und ihn gesichert. T. habe ihn jeweils gefragt: «Wie lange brauchst du?» Als Sahli ihm gesagt habe, «eine Stunde», habe er ihn in Ruhe trainieren lassen und sei gegangen. «Dann kam er wieder und räumte wieder alles weg», sagt Sahli.
Paul T. sei in den letzten 32 Jahren zu einem seiner besten Freunde geworden. «Wir haben uns auch privat getroffen, er war so ein Lieber und hätte jedem sein letztes Hemd oder Geld gegeben, wenn es nötig gewesen wäre.»
Grosses Rätsel um das Motiv
Ging es zwischen Paul T. und dem tatverdächtigen Ruben D., der ein Kollege des Todesopfers war, etwa um Geld? Oder steckt ein anderes Motiv hinter der Tat? Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch. Sahli hat «keine Ahnung», warum es zu diesem Delikt gekommen sein könnte. «Es ist uns allen ein Rätsel.»
Er habe Paul T. Ende 2021 das letzte Mal gesehen. «Dies, weil ich letzten Dezember mit meiner Frau ins Tessin gezogen bin, um den Lebensabend zu geniessen», so Sahli. Damals habe ihm Paul noch gesagt, dass es ihm gefalle, als Bestatter zu arbeiten. «Er sagte mir, er habe kein Problem damit, Menschen einzusargen. Nie hätte ich da gedacht, dass ich ihn nie mehr sehen werde.»
* Namen geändert