Auf einen Blick
- 88-jährige Frau verliert übergewichtigen Hund an Behörden
- Heidi Schärer kämpft um Rückgabe ihrer geliebten Hündin Susi
- Susis Gewicht stieg von 15 auf über 40 Kilo in vier Jahren
Traurig sitzt Heidi Schärer (88) auf dem Stubensessel ihrer Wohnung in Erlinsbach SO. «Ich bin am Boden zerstört», sagt sie zu Blick. Grund: «Die Behörden haben mir meine Hündin Susi weggenommen. Weil sie zu dick ist!» Dabei hat die pensionierte Verkäuferin nur einen Wunsch: «Susi soll bei mir sein, wenn ich sterbe.»
Den Border-Collie-Mischling (6) hatte die Witwe gekauft, nachdem ihr Mann gestorben war. «Ein Arzt hatte mir dies empfohlen, damit ich nicht alleine bin», sagt sie. So wird Susi anfangs 2019 zu einer grossen Stütze in ihrem Leben, sagt die mehrfache Mutter und Grossmutter.
Hündin Susi nimmt immer mehr zu
Doch Susi wird immer dicker, wie Schärer bestätigt: «Man sah es ihr schon an.» Sie glaubt jedoch nicht, dass sie ihr zu viel zu Essen gegeben hat. «Ich vermute eher, dass sie krank wurde.»
2022 hatte die Rentnerin einen Unfall. Und sagt, dass sie seither nicht mehr richtig gehen könne. Dennoch sei sie immer mit Susi spazieren gegangen.
Im Juni 2023 geht Schärer zu einer Tierarztpraxis. Diese macht eine Meldung beim kantonalen Veterinärdienst. Denn: Susi hatte zwischen 2019 und 2023 von 15 auf über 40 Kilo zugenommen.
Unangemeldet kommt der kantonale Veterinärdienst bei Schärer vorbei. Resultat: Es beginnt ein Kampf um Susi. Die Halterin sagt, sie mache alles richtig. Der Veterinärdienst besteht darauf, dass der Hund adipös ist. Zwischenzeitlich wird das Verfahren gar eingestellt, weil Schärer den Auflagen nachkam und Susi abgenommen hat.
Im März 2024 erhält der Veterinärdienst jedoch erneut eine Meldung von einer nicht bekannten Person, dass Susi immer noch massiv übergewichtig sei. Die Rentnerin wird schriftlich darauf aufmerksam gemacht, dass sie bei ihr aufs Gewicht schauen müsse.
Es folgen weitere Kontrollen. Resultat: Das Tier soll nun definitiv ein neues Plätzchen erhalten, weil es immer noch viel zu dick ist. Schärer wehrt sich und sagt dem Veterinärdienst: «Susi wird ohne mich ohnehin sterben.» Später schreibt sie zudem, dass sie Susi niemals freiwillig abgeben werde. Erwähnt laut dem Amt sogar, dass sie sich und Susi vergiften werde, sollte man ihr den Hund wegnehmen.
Veterinärdienst gibt keine Auskunft
Nur: Das Tierschutzgesetz ist bezüglich Fütterung, Haltung und Auslauf voll auf der Seite des Veterinärdienstes – beziehungsweise des Tieres. Es geht um das Tierwohl und darum, dass das Leben des Vierbeiners von Heidi Schärer laut Akten, die Blick vorliegen, «massiv in seiner Gesundheit gefährdet» ist.
Der Rentnerin wird im Juli ein Ultimatum gestellt: Sie erhält eine allerletzte Chance, dafür zu sorgen, dass der Hund wieder abnimmt. Doch sie schafft es nicht. Und auf eine Einsprache verzichtet sie «aus finanziellen Gründen».
Dann passiert es: «Es kamen zwei Polizisten und der Veterinärdienst und nahmen mir meine Susi weg. Ich habe die ganze Nacht geweint», klagt Schärer. «Ich weiss nicht einmal, wo mein Hund jetzt genau ist.»
Dabei hat Heidi Schärer seit eineinhalb Jahren einen zweiten Hund namens Schuschu, der zum Gspänli von Susi wurde. Er ist jedoch normal entwickelt, nicht fettleibig und immer noch bei ihr.
Auf Anfrage von Blick wollte sich der Veterinärdienst nicht zum Fall äussern – «aus Datenschutzgründen».
Zurück bleiben Heidi Schärer und ihre kleine Schuschu, der Susi auch sehr fehlt. «Ich verstehe, dass sich das Amt ans Gesetz halten muss», sagt sie. «Aber so geht man nicht mit einer 88-Jährigen und ihrem womöglich letzten Wunsch um. Susi gehört mir, gebt sie mir zurück!»