Psychiater Knecht über die Brandserie im Wasseramt
Darum wird aus einem Feuerwehrmann ein Feuerteufel

Im Kanton Solothurn wurde der mutmassliche Verursacher einer Brandserie verhaftet – ein Feuerwehrmann. Der forensische Psychiater Thomas Knecht ordnet den Fall ein.
Publiziert: 30.05.2022 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2022 um 18:54 Uhr
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Im Solothurner Wasseramt terrorisierte in den letzten Wochen ein Brandstifter die Bevölkerung. Hier: brennende Waldhütte in Halten SO.
Foto: KAPO SO
Martin Bruhin

Wochenlang sorgte ein Feuerteufel im Solothurner Wasseramt für Angst und Schrecken. Er soll 13 Brände gelegt haben. Am Freitag verhaftete die Polizei dann eine tatverdächtige Person. Es handelt sich um Martin Z.* (33) – ein Feuerwehrmann aus der Region!

Dass ausgerechnet ein Brandbekämpfer die Feuer gelegt haben soll, muss kein Widerspruch sein. «Es sind Personen, die bereits als Kind das Feuer vergöttern», sagt der forensische Psychiater Thomas Knecht (64) zu Blick. Ihre starke Neigung zu diesem Element führe dazu, dass sie sich bewusst oder unbewusst für eine solche Tätigkeit entscheiden. Dass jemand aber schlussendlich zum Brandstifter wird, dazu brauche es schon mehr.

«Ein Brandstifter will das Feuer toben sehen und möchte es immer wieder erleben – es wird zur Sucht», erklärt Knecht. In seltenen Fällen geht es dabei auch um sexuelle Stimulation. Viele Pyromanen seien bei ihren Taten zudem betrunken.

Jedes Kind macht eine Feuerphase durch

Laut Knecht handelt ein Brandstifter in erster Linie aus Lust und suche nach einer gewissen Aufmerksamkeit. «Der typische Pyromane ist aber kein Narzisst, er ist eher jemand, der unter Nichtbeachtung leidet», erklärt Knecht. Die gewünschte Aufmerksamkeit hole er sich dann durch das Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Nicht selten versuche er dann, das Spiel auf die Spitze zu treiben, um seine Überlegenheit zu beweisen.

Das Feuer übt seit je her eine grosse Faszination auf uns Menschen aus. «Seit einer Million Jahre beherrschen wir es – verwenden es zum Kochen oder auch als Kriegswaffe», sagt Knecht. Bis zu einem gewissen Grad sei eine positive Neigung zum Feuer normal. Fast jedes Kind mache zwischen fünf und neun Jahren eine solche Phase durch und fange an zu zeuseln, erklärt der Psychiater.

Eigene Triebe wichtiger als die Gesellschaft

Doch bei einigen gerät das Spiel mit dem Feuer ausser Kontrolle – in Fachkreisen spricht man von einer Impulskontrollstörung. Die betroffene Person hat ihre Impulse und Triebe nicht mehr im Griff. Das kann beispielsweise beim Glücksspiel der Fall sein oder eben auch beim Einsatz von Feuer.

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Dass diese Kontrolle aus dem Ruder läuft, hat laut Knecht beispielsweise damit zu tun, wie weit sich eine solche Person von der Gesellschaft sozialisieren und Grenzen setzen lässt – so wie eben bei jeder anderen Art von Kriminalität. «Man wertet die Regeln der Gesellschaft nicht so wichtig wie die eigenen Triebe», sagt er. Woher die Triebe des Täters in diesem Fall kommen, das könne man jedoch nicht pauschal beantworten.

Für Martin Z. gilt die Unschuldsvermutung.

*Name geändert

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