Seit Donnerstag ist es traurige Gewissheit: Johann M.* (†37) hat seine drei Kinder Debi* (†3), Kira* (†11) und Luis* (†13) in Buchs AG vergiftet und erstickt – und sich dann das Leben genommen. «Die angeordneten Obduktionen haben gezeigt, dass drei der vier Toten mutmasslich an einer medikamentösen Vergiftung gestorben sind», bestätigt Fiona Strebel von der Aargauer Staatsanwaltschaft. «Ein Todesopfer wurde mutmasslich erstickt.» Welche Substanz verwendet wurde, ist noch unklar. Die toxikologischen Befunde stehen noch aus.
Den schrecklichen Fund machte am Montag die Ehefrau (32) von Johann M., als sie von der Arbeit nach Hause kam. Laut BLICK-Informationen soll sie die vier Verstorbenen alle im gleichen Raum des Hauses vorgefunden haben – samt Familienhund, den der Vater ebenfalls getötet hatte. Johann M. hinterliess Abschiedsbriefe. Laut Strebel von der Staatsanwaltschaft gehen die Untersuchungsbehörden gestützt auf die bisherigen Ermittlungen davon aus, dass die Tat «nicht im Affekt» begangen worden sei. «Es gab jedoch im Vorfeld – sowohl im engen als auch im weiteren Umfeld des 37-Jährigen – keinerlei Anlass oder Hinweise, die auf die Tat hätten schliessen können.»
Nahm er die Medikamente von der Arbeit heim?
Gegenüber seinem besten Freund (12) erzählte der verstorbene Luis jedoch, dass es Probleme in der Familie gab. Sein Vater habe laut schimpfen können, wenn etwas seiner Kontrolle entglitten sei – auch bei Kleinigkeiten. Schritt Johann M. am Ende wegen einer Bagatelle zur Tat? Oder hatte er Angst, dass auch die Ehe mit seiner zweiten Frau, mit der er das jüngste Kind hatte, in die Brüche gehen könnte? Wie mehrere Quellen gegenüber BLICK bestätigen, wollte sich die Ehefrau von ihm trennen. Die Staatsanwaltschaft sagt dazu: «Motiv und Tathergang sind nach wie vor Gegenstand der laufenden Ermittlungen.»
Johann M. arbeitete bis zu seinem Tod in einem Chirurgie-Team. Er war dort seit 2014 leitender Technischer Operationsassistent und seit 2016 als Gesamtleiter OP verantwortlich. Er hatte also Zugriff zu Medikamenten, die tödlich sein können – und könnte diese illegal nach Hause genommen haben. Gegenüber BLICK beantwortet der Arbeitgeber «wegen den laufenden Ermittlungen» dazu keine Fragen.
Der forensische Psychiater Josef Sachs (71) aus Brugg AG erklärt: «Es muss auf jeden Fall ein Medikament gewesen sein, das tödliche Folgen hat – etwa ein Narkosemittel in einer Überdosis. Dies kann in Tabletten-, Pulver-, Tropfen- oder flüssiger Form mittels Injektion verabreicht werden.»
«Es könnte eine Art Bestrafung für die Frau sein»
Er hoffe, und es sei zu erwarten, dass Johann M. ein Vorgehen gewählt habe, dass seine Kinder nicht leiden mussten. «Zum Beispiel damit, dass er ihnen das Medikament unbemerkt in den Sirup getan hat. Bei solchen Vorgehen schlafen die Opfer ein, und es findet eine innere Erstickung statt. Dies kann schnell und schmerzlos gehen», so Sachs.
Dass Johann M. nicht nur seine Liebsten, sondern sogar den Hund tötete und dafür sorgte, dass ausgerechnet seine Ehefrau sie so vereint vorfindet, deutet für den Psychiater auf eine geplante Tat hin: «Dass er sie am Leben liess, könnte eine Art Bestrafung für sie gewesen sein, falls sie ihn zum Beispiel tatsächlich verlassen wollte», sagt Sachs. «Auch das Gefühl der Verlustangst, dass sie einen anderen Mann und er als Familienvater gegen aussen versagt haben könnte, könnte ihn zu dieser Tat geführt haben.» Oft würden diese Menschen narzisstische Züge aufweisen und sehr kränkbar sein.
* Namen geändert