Keine leichte Zeit für die SVP. Bei den Kommunalwahlen im Aargau vom Wochenende wurde sie in ihrer ehemaligen Hochburg abgewählt. So gut wie überall hat die SVP Sitze verloren.
Bei den Wahlen am Wochenende schaffte es die mit einem Wähleranteil von 30,3 Prozent (Grossratswahlen 2020) stärkste Partei nicht, in Aarau den Sitz im Stadtrat (Exekutive) zurückzuerobern. Zuvor misslang das bereits in Zofingen.
In Lenzburg flog die SVP aus dem Stadtrat, und in Baden trat die SVP nicht an. Die Partei hat auf kommunaler Ebene Mühe, Kandidierende zu nominieren, die ausserhalb der eigenen Reihen Unterstützung finden.
«Glarner zerstört unsere Partei»
Bei den Wahlen der Einwohnerräte (Parlament) verlor die SVP am Wochenende Sitze, unter anderem in Wettingen, Zofingen und Baden. Auch FDP und Die Mitte mussten Verluste einstecken. Vor allem Grüne und GLP legten zu. Am 28. November finden weitere Wahlen in die Einwohnerräte statt.
Nach dem Debakel ist die Partei auf der Suche nach der Ursache. Und ein Schuldiger scheint schnell gefunden: SVP-Nationalrat Andreas Glarner (58, AG).
«Die Tonalität von ihm ist nicht gut, Glarner zerstört unsere Partei», wettert der ehemalige Präsident der SVP Aargau Hans-Ulrich Mathys im Interview mit der «Aargauer Zeitung».
Er geht mit seinem Nachfolger hart ins Gericht. Es sei fast alles schiefgelaufen. Mathys spricht von einem Desaster. «Das katastrophale Abschneiden bei den Kommunalwahlen am Sonntag war die erste, deutliche Quittung.» Die Aufrechten müssten aufstehen und eine Kurskorrektur verlangen. Mathys: «Man muss Andersdenkende respektieren, statt sie zu beschimpfen.»
Statt zurückzuschlagen, gibt sich Andreas Glarner nachdenklich. Wie er auftritt und gegen alles und jeden schiesst, darüber würde er nun reflektieren. «Ich muss über die Bücher», sagt der 58-Jährige in der Sendung «TalkTäglich». Er wolle nun mit den SVP-Politikern vor Ort sprechen und analysieren, wie es zu der Wahlschlappe kommen konnte.
Trend zu Linksgrün
Glarner führt die Verluste darauf zurück, dass es in den Städten einen Linksrutsch gegeben habe. Die SVP habe zum Teil schlicht keinen Wahlkampf geführt, sagte Glarner im Aargauer Regionalsender Tele M1. Es habe auch ungünstige Konstellationen gegeben, einen Trend zu Parteilosen und insgesamt zu Linksgrün.
Wer jetzt jammere, habe in der Regel die Arbeit nicht gemacht. Von Rücktritt will Glarner erstmal nichts wissen. Und trotzdem fällt in der Sendung auch der Satz: «Der Fisch stinkt vom Kopf her.»
Aber Glarner bleibt vorerst im Amt. Der Rückhalt in der Partei ist nämlich ungebrochen. So wurde er im Aargau erneut als SVP-Präsident bestätigt. Und zwar einstimmig. Es muss sich was ändern, das ist klar. Von Grund auf ändern will sich Glarner aber auch nicht. «Bis zur Unkenntlichkeit würde ich mich jedoch nicht verbiegen», betont er im «TalkTäglich». (jmh/SDA)