Timo F.* (46) steht im Keller eines alten Gebäudes in Wohlen AG. «Hier hat mich die Sondereinheit überwältigt», sagt er zu Blick. «Doch ich war nicht der, den sie suchten. Ihre Zielperson haben sie dann etwas weiter hinten in einem Hobbyraum verhaftet.»
Timo F. spricht von Pino T.* (43). Der Italiener steht in Verdacht, am 14. März in Windisch AG auf seine von ihm getrennt lebende Frau (42) geschossen zu haben. Sie sass während der Tat im Auto. Pino T. befindet sich nun für sicher drei Monate in Untersuchungshaft. Mehr gaben die Ermittlungsbehörden bisher nicht bekannt.
«Es gab plötzlich einen lauten Knall»
Bis jetzt war auch nicht bekannt, wo Pino T. am Abend des Tattages verhaftet wurde. «Ich habe auch erst später erfahren, dass er etwas mit dem Fall in Windisch zu tun haben soll», sagt Timo F. Er habe an jenem Dienstag um zirka 19 Uhr in seinem Kellerabteil die Aschenbecher ausgewaschen, als es «plötzlich einen lauten Knall gab». Er sei in den Korridor gelaufen und direkt den Argus-Leuten, die eine Tür aufgebrochen hätten, entgegen - der Truppe, die im 2019 zur besten Sondereinheit der Welt gekürt wurde.
«Sie stellten mich gegen eine Wand», sagt Timo F. «Sie wussten aber schnell, dass ich der Falsche bin.» Sie seien dann ein paar Meter weiter in den Hobbyraum von Pino T. gegangen und hätten ihn dort verhaftet. «Ich habe es nicht mehr gesehen», so Timo F. «Ich musste den Keller verlassen und wurde später befragt.»
Wird die Tatwaffe noch gesucht?
Timo F. sagt, er habe Pino T. seit etwa einem Jahr zwei, drei Mal in der Woche im Keller gesehen. Sie hätten jeweils kurz geredet, dann sei Pino T. im Hobbyraum verschwunden. Dort drin habe es Trainingsgeräte und einen Tischtennistischplatte gegeben. «Ich habe auch am 14. März noch kurz mit Pino geredet. Er war wie immer. Aber er ist schon ein komischer Kauz.» Sie hätten auch mal über ihre Frauen geredet und dass sie beide in Scheidung leben würden - «mehr nicht».
Am Abend der Verhaftung seien dann immer mehr Leute an den Ort gekommen, sagt Timo F. Auch Spürhunde. «Ich glaube, die haben vergebens Kleidungsstücke und eine Waffe gesucht.» Gut möglich, denn: Laut Blick-Recherchen soll Pino T. bei der Tat eine schwarze Maske und eine spezielle Jacke getragen sowie mehr als ein Mal auf seine Frau geschossen haben. Dies sollen Autofahrer gesehen und seiner Frau sowie den Ersthelfern gesagt haben. Danach wurde die Frau bewusstlos und später ins künstliche Koma versetzt. Offenbar soll ein Schuss knapp ihre Halsschlagader verfehlt haben.
Pino T. hätte vor Gericht stehen müssen
Aus dem weiteren Umfeld des Paares ist zu hören, dass Pino T. im April vor Gericht hätte stehen müssen – wegen diverser Delikte gegenüber seiner Frau. Doch der Termin sei nun abgesagt worden.
Ob der Verdächtige die Tat bestreitet, geben die Ermittlungsbehörden nicht bekannt. Auch zu den Blick-Recherchen sagt man auf Anfrage nichts. «Wir nehmen im Moment und auch in nächster Zeit keine Stellung zu den laufenden Ermittlungen», sagt Alex Dutler von der Aargauer Staatsanwaltschaft. Und: «Wir werden die Öffentlichkeit nach Abschluss der Strafuntersuchung wieder aktiv informieren.»
* Namen geändert
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