Es war eine gefeierte 25-Stunden-Operation am Kantonsspital Aarau (KSA). Als im Mai ein 42-jähriger Mann mit einem 30 Zentimeter grossen Tumor am Rücken eingeliefert wurde, waren bereits Teile seiner Lendenwirbelsäule zerstört und seine Nieren gequetscht. Es drohten eine Querschnittlähmung und der Tod.
So wurde dem Mann Ende Juni mit einem Eingriff, der weltweit erst drei Mal gelungen war, der Tumor entfernt. Im Einsatz stand erstmals in der Schweiz der Roboter «Cirq». Im August vermeldete das KSA, dass die Operation «gut verlaufen» sei. Doch am Montag schrieb die «Aargauer Zeitung» nun, dass der Mann im September verstorben sei. Das KSA wollte sich nicht weiter dazu äussern. Dafür sprach aber am Mittwoch die Witwe des Verstorbenen mit Blick.
Todesopfer wohnte in Wettingen
Die Sensations-OP überlebt hatte Srdjan K.*, ein Disponent aus Wettingen AG. Doch die Freude darüber währte nur kurz. «Er musste nun doch sterben», sagt seine Ehefrau Gordana K. (44) traurig. Die Hausfrau und Teilzeitverkäuferin ist bereit, öffentlich über den Schicksalsschlag zu sprechen.
«Dies, weil ich andere Männer ermutigen will, dass sie bei einem Verdacht schneller zu einem Arzt gehen.» Ihr Mann, mit dem sie seit 24 Jahren verheiratet war und zwei gemeinsame Kinder (18 und 22) hat, habe dies «leider nicht getan». Er habe immer nur arbeiten wollen.
K. erzählt, dass ihr Mann schon vor etwa einem Jahr «immer stärkere Schmerzen am Rücken» gehabt habe. Aber: «Er hat diese nie richtig ernst genommen und immer gesagt, es sei schon nichts Schlimmes.» Doch der Tumor unter der Haut sei immer grösser geworden – das habe man erst später erfahren. Vor allem an jenem Tag Anfang Mai, als er zu Hause plötzlich nicht mehr habe gehen können. «Ich habe ihn dann sofort in den Notfall gebracht.»
Reha-Aufenthalt war bereits organisiert
Die Diagnose sei ein Schock gewesen. «Da der Tumor so gross war, ging es um Leben und Tod», sagt sie. Ihr Mann sei notbehandelt worden. Und dank einer Bestrahlung und der Immuntherapie sei der Tumor rasch kleiner geworden. Aber dies habe nicht gereicht. Die Ärzte hätten sie «sehr gut aufgeklärt» über die Wichtigkeit der Gross-Operation.
Ihr Mann habe eine Einverständniserklärung unterzeichnet. «Wir wussten also über die Risiken eines solchen Eingriffs Bescheid», sagt Gordana K.. Doch sie seien beide überzeugt gewesen, dass es keinen anderen Weg gibt. «Mein Mann war stark und wollte das so. Er hat es ja dann auch gut überstanden und wieder positiv in die Zukunft geschaut.» Sie hätten bereits einen Reha-Aufenthalt organisiert gehabt.
Im Heimatland Serbien beerdigt
Aber dann kam alles anders. Gordana K. sagt, ihr Mann habe noch im Spital eine Infektion gekriegt. Daraufhin sei es ihm immer schlechter gegangen. «Er war noch ansprechbar. Aber leider konnte die Ärzte nichts mehr tun.» Sie sei am 3. September bis zum Ende bei ihrem Mann gewesen. «Ich bin froh, dass ich das konnte», so die leidgeprüfte Witwe. Ihre Kinder seien nicht dabei gewesen.
Für sie sei es ganz schlimm gewesen. «Vor allem für meine Tochter, die immer viel mit ihrem Papi unternahm.» Ihr Mann sei ein lieber, hilfsbereiter Mensch gewesen. «Er fehlt uns. Doch jetzt ist er von den Schmerzen erlöst.» Er sei im Heimatland Serbien beerdigt worden.
Wütend auf die Ärzte oder das KSA ist sie nicht. «Wir wurden von Anfang an sehr gut betreut. Ich danke den Ärzten von Herzen», lobt sie. Sie möchte auch nicht mit rechtlichen Schritten gegen das KSA vorgehen.
Gordana K. tankt jetzt vor allem Kraft bei ihren Kindern und ihrem Enkel (3), um «irgendwie weiterzumachen». Und: Schon bald würde sie wieder Grossmutter werden. «Es ist ein Mädchen unterwegs. So ist das Leben. Eines endet und ein neues beginnt.»
* Name der Redaktion bekannt
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