Es sind schockierende Szenen, die sich am Mittwoch um 9 Uhr mitten in Baden AG abgespielt haben. Ein Mann fährt auf einem roten E-Roller und trägt dabei in einer Trage ein Baby auf dem Rücken. Der Säugling krallt sich am Fahrer fest und hat einen Helm auf, der viel zu gross ist für seinen kleinen Kopf. Zeugen sind fassungslos.
Ein Leserreporter hält die Szenen mit seinem Handy fest. Die Aktion findet er «absolut verantwortungslos, fahrlässig und gefährlich». Autofahrer versuchten, den Roller-Papa zu stoppen und hupen. Doch dieser fährt unbeirrt weiter. Weil es sich um einen E-Roller handelt, ist kein Kontrollschild zu sehen. Alle fragen sich: Wer hat hier gerade das Leben eines Babys riskiert?
Polizei suchte nach dem Rollerfahrer
Auch die Polizei erhält Kenntnis vom Vorfall und sucht den Roller-Fahrer. Denn: Seine Art des Transports ist verboten. «Diese Transportweise ist in verschiedener Hinsicht sehr gefährlich», sagt Corina Winkler von der Kantonspolizei Aargau. «Einerseits kann das Kind bei einem Sturzgeschehen verletzt werden, andererseits ist aber auch – je nach Alter des Kindes – die Nackenmuskulatur noch nicht genügend stabil.»
Auch am Donnerstagmorgen fehlt vom unbekannten Roller-Fahrer noch jede Spur. Dann findet Blick den Roller kurz nach 11 Uhr. Er steht vor einem Mehrfamilienhaus, wenige Kilometer von der Stelle entfernt, an der die Fotos aufgenommen wurden. Jeder weiss hier, wem das Zweirad gehört. «Ja, ich hatte am Mittwoch meinen sechs Monate alten Buben beim Fahren auf dem Rücken», bestätigt kurz darauf Sonam P.* (51), der mit seiner Familie im Mehrfamilienhaus wohnt. Doch so richtig einsehen will er seinen Fehler zunächst nicht. «Das Baby trug ja einen Helm. Für mich war es genug geschützt.»
Sonam P. wollte mit Baby in Kindertherapie
Sonam P. erklärt zudem, er habe mit seinem Buben um 9.15 Uhr einen Termin gehabt bei der Kindertherapie. «Ich habe kein Auto, konnte nicht mehr auf den Bus und war zu spät dran.» Darum habe er den Kleinen halt schnell auf den Rücken genommen. Er habe nicht gewusst, dass dies verboten sei.
Zu Blick sagt eine Passantin, dass sie den Vater schon mal mit einem kleinen Kind auf einer Rollerfahrt gesehen habe: «Da trug er es vorne auf dem Schoss.» Davon will Sonam P. nichts wissen. «Es war das erste Mal, dass ich dies tat. Und ich denke, dass es das letzte Mal war», ergänzt er grinsend. Dann setzt er sich für ein Foto auf seinen roten E-Roller.
Als Sonam P. von Blick erfährt, dass ihn die Polizei seit Mittwoch sucht, wirkt er erstaunt. «Das habe ich auch nicht gewusst», sagt er. Jetzt möchte er, dass sein Gesicht abgedeckt und sein Name geändert wird. Dann meldet er sich kurz darauf bei der Polizei. «Wir haben nun seine Koordinaten», bestätigt Corina Winkler von der Kantonspolizei Aargau. «Der Lenker wird durch die Kantonspolizei zur Klärung des Sachverhaltes befragt. Im Anschluss wird entschieden, wie das Verhalten zu beurteilen ist.»
* Name geändert