Milde Strafe für Totfahrer
Luca M. (44) muss nur 17 Monate in den Knast

Luca M. wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt, weil er bei einem riskanten Überholmanöver Larissa Caviezel (†27) auf ihrem Roller abschoss. Das Bündner Kantonsgericht hat die Strafe nun massiv abgeschwächt.
Publiziert: 29.10.2021 um 09:30 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2021 um 11:56 Uhr
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Michaela Schloz-Caviezel, die Schwester des Opfers, vor dem Kantonsgericht Graubünden in Chur. Sie besuchte mit ihren Eltern den Prozess.
Foto: Beat Michel
Beat Michel

Totfahrer Luca M.* (44) kommt mit einer milden Strafe davon. Nachdem er erstinstanzlich zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt worden war, schwächte das Bündner Kantonsgericht das Urteil am Freitag massiv ab: Wegen fahrlässiger Tötung sprach es eine Freiheitsstrafe von 34 Monaten, wie «20 Minuten» berichtet. 17 Monate davon muss der Italiener absitzen. Dazu kommt eine Geldstrafe.

Vor viereinhalb Jahren hat M. die Köchin Larissa Caviezel (†27) totgefahren. Sie starb bei einem frontalen Crash mit dem Audi Q5 des bekifften Italieners am Morgen des 18. Januar 2017.

Für die Hinterbliebenen von Larissa ist das Urteil ein Skandal, wie ihre Schwester Michaela Schloz Caviezel (33) gegenüber Blick sagt: «Ich bin momentan sehr emotional. Es kann doch nicht sein, dass man jemanden tötet und dann mit 17 Monaten Gefängnis davonkommt. Ist das der Preis für ein Menschenleben?» Das Urteil sei auch ein völlig falsches Signal. «Wir warten jetzt die schriftliche Begründung ab und schauen dann, wie wir weitermachen.»

«Wenn das Urteil nicht besteht, wäre das ein Freipass fürs Kiffen»
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Schwester vor Verkündung:«Wenn das Urteil nicht besteht, wäre das ein Freipass fürs Kiffen»

Joints als Schlafmittel

Vor Gericht trat Luca M. am ersten Verhandlungstag am Dienstag selbstsicher auf. Dass er willentlich den Tod von Larissa Caviezel in Kauf genommen hatte, streitet er ab.

Der Italiener fuhr am Unfalltag um 5.30 Uhr los, um das Auto für seine Frau aufzuwärmen. Vor dem Crash betrug die Sicht auf der Hauptstrasse zwischen Chur und Domat/Ems nur 50 Meter. Und obwohl zwei Fahrzeuge vor ihm fuhren, setzte M. zum Überholen an, beschleunigte dabei auf bis zu 115 km/h.
Was er dabei nicht gesehen haben will: Auf der Gegenfahrbahn kam ihm Caviezel mit ihrem Roller korrekt entgegen. Der Audi Q5 erfasste den Roller frontal.

Er habe den Roller so spät gesehen, dass er keine Chance gehabt hätte. Er sagte bei der Befragung vor dem Kantonsgericht, dass hinter dem Roller ein weiteres Auto gefahren sei und er wegen dessen Lichter die Distanz darum falsch eingeschätzt habe.

Dass er in seinem Leben jetzt bereits mehrere Unfälle verursacht hatte, darunter auch einer mit Todesfolge, sieht er nicht als Hypothek für sein aktuelles Fahrverhalten. Er sagt: «Die Sachen, die mir passiert sind, können jedem jungen Herrn passieren. Nichts Aussergewöhnliches.»

Ein Überholmanöver im «Blindflug»

An das zusätzliche Auto im Gegenverkehr, das Luca M. gesehen haben will, glaubte der Staatsanwalt nicht. «Das Auto hat sonst keiner der Zeugen gesehen, das ist eine Schutzbehauptung», sagte der Staatsanwalt.

Das Überholmanöver bezeichnete die Staatsanwaltschaft als «Blindflug». «Der Beschuldigte hatte mehrere Fahrzeuge vor sich, die Sicht war in der Dunkelheit nur 50 Meter. Er fuhr deutlich schneller als 80 km/h, einen Unfall beim Überholen zu verhindern, ist so offensichtlich nicht möglich.»

Schwerer Gang für die Angehörigen

Die Angehörigen von Larissa Caviezel sassen im Zuschauerraum des Gerichts. Sie litten sichtlich, als der Unfall erneut behandelt wurde. Schwester Michaela Schloz Caviezel sagte zu Blick: «Wir möchten, dass der Unfallverursacher seine Schuld anerkennt und die Strafe annimmt. Er soll für seine Taten die Verantwortung übernehmen. Dann können auch wir irgendeinmal damit abschliessen.»

* Name geändert

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