«Du verdammter Ausländer-Sack, das ist dein Ende!» Es sind wüste Beschimpfungen, die Daniel Marti, Chefredaktor des «Wohler Anzeigers», einem Junior-Trainer mit kosovarischen Wurzeln an den Kopf geworfen hat. Der Grund: Martis Sohn wurde ins Ersatzteam B statt ins Team A eingeteilt.
Wenige Tage nach dem Eklat wurde der Trainer per sofort suspendiert. Auch ein zweiter Trainer musste seine Sachen packen. Die Vermutung, dass Marti, der enge Verbindungen zum FC Wohlen pflegt und einst Redaktionsleiter des Klub-Magazins war, seine Finger im Spiel hatte, liegt nahe. Jetzt geht das Köpferollen beim FC Wohlen weiter. Wie der Verein am Dienstag in einer Mitteilung schreibt, geht nun auch FC-Wohlen-Präsident Michael von Wyl – per sofort.
Tifosi liessen Muskeln spielen
Als der Rassismus-Eklat vergangene Woche in der Öffentlichkeit bekannt wurde, distanzierte sich von Wyl zwar allgemein von Rassismus, verlor aber kein Wort über Martis Entgleisung. «Grundsätzlich distanziert sich der FC Wohlen von jeglicher Art von Rassismus», hiess es knapp. Zur Entlassung der beiden Trainer nahm von Wyl dagegen Stellung.
Für die Fans des FC Wohlen, die Tifosi Wohlen, distanzierte sich von Wyl nicht deutlich genug von Chefredaktor Martis rassistischer Aussage. Beim Auswärtsspiel des FC Wohlen gegen den FC Dietikon vom vergangenen Samstag, das der FC Wohlen 0:1 verlor, demonstrierten sie deshalb mit Transparenten. «Rassismus gedeiht da, wo er ignoriert wird», hiess es zum Beispiel. Zudem forderten die Tifosi den Rücktritt des Vorstands.
Das hat nun Konsequenzen. Der Vorstand schreibt in der Mitteilung, er bedaure den Entscheid von Wyls. «Die massiven Vorwürfe und persönlichen Anfeindungen, die in einem Rassismus-Vorwurf gipfelten, sind der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat», heisst es weiter.
Das sagt er selber zum Rücktritt
Michael von Wyl kommentiert seinen Rücktritt wie folgt: «Als einer der grössten Sportvereine des Kantons Aargau mit über 600 Mitgliedern haben wir eine soziale und integrative Verantwortung, die wir nach bestem Wissen und Gewissen vorleben. Als ehrenamtlicher Funktionär, Vater von zwei Kindern und als Berufsmann in einem Anstellungsverhältnis von 100 Prozent bin ich von den Vorwürfen, dass ich ein Rassist sei, zutiefst getroffen.» Eine solche Anschuldigung entspreche weder seiner Gesinnung noch seiner moralischen, ethischen und erzieherischen Vorbildfunktion.