Darum gehts
- Döner-Ladenbesitzer entschuldigt sich für Norovirus-Ausbruch
- Spendenaktion gestartet, um Ladenbesitzer bei Wiederaufnahme zu unterstützen
- Über 60 Kunden erkrankten nach Verzehr von Döner mit Cocktail-Sauce
Vlado T.* (46) hat für Blick extra sein hellblau-weiss kariertes Hemd angezogen. Dann setzt er sich fürs Gespräch auf die Treppe vor seiner Wohnung. Der Mazedonier möchte seine Familie schützen – darum wird sein Name abgeändert und der Name seiner Dönerbude nicht veröffentlicht. Doch sein Gesicht zeigt Vlado T. und sagt: «Es tut mir leid für meine Kunden, aber ich habe das nicht extra getan.»
Der üble Vorwurf: Vlado T. soll die Cocktail-Sauce für seine Dönerbude in Möhlin AG selbst gemischt haben – und dafür verantwortlich sein, dass darin das Norovirus vorgekommen ist und sich übertragen konnte. Denn: Nach dem Fasnachtswochenende holten sich über 60 seiner Kunden eine Magen-Darm-Erkrankung – nachdem sie bei Vlado T. einen Döner mit Cocktail-Sauce gegessen hatten.
Acht Stuhlproben und Cocktail-Sauce positiv getestet
Untersuchungen durch das kantonale Amt für Verbraucherschutz ergaben: Acht Stuhlproben und die Cocktail-Sauce wurden positiv auf das Norovirus getestet. Und: Der Dönerladen von Vlado T. wurde vorläufig amtlich geschlossen. Ob T. angezeigt wird, ist noch unklar.
«Ich habe diverse Saucen gemischt», erklärt Vlado T. Und: Es sei «nicht sicher» woher, beziehungsweise aus welcher Sauce, das Virus komme. Deshalb sagt er weiter: «Es könnten auch andere Leute oder Geschäfte betroffen sein.»
Vor acht Jahren Döner-Laden eröffnet
Vlado T. führt seit acht Jahren den Dönerladen in Möhlin. Dieser ist, wie Blick vor Ort erfährt, sehr beliebt und soll noch nie Probleme gemacht haben. Umso mehr geht die Sache dem Inhaber nahe. Er ist erschöpft von den letzten Tagen. Doch er hat viele positive Rückmeldungen erhalten. Auch von Kunden.
Einer von ihnen ist Rafael Pais (23). «Auch ich habe am Fasnachtssonntag Döner von dort gegessen», sagt der Automatiker aus Rheinsulz AG zu Blick. «Ich hatte sogar zwei – und nicht nur Cocktail-Sauce darin, sondern auch noch Joghurt-Sauce.»
«Ich musste mich alle 30 Minuten übergeben»
Ergebnis: Auch er habe am Montagabend, den 3. März, angefangen, zu erbrechen, so Rafael Pais. «Es dauerte die ganze Nacht. Ich musste mich alle 30 Minuten übergeben.» Später habe er dann auch noch Durchfall gehabt.
Doch Rafael Pais ist nicht wütend auf Vlado T. Er habe sich nicht einmal bei den Behörden gemeldet. «Der Ladenbesitzer hat es ja nicht absichtlich getan und hatte einfach Pech.» Er hoffe, dass der Laden bald wieder aufgehe.
Spendenaktion ins Leben gerufen
Das hofft auch Patrik Zumsteg (52), der auf der Internetplattform gofundme.com gar eine Spendenaktion für Vlado T. ins Leben gerufen hat. «Ein guter Kollege hat mich darauf hingewiesen und gesagt, es wäre eine gute Sache», so der Chemie- und Pharma-Technologe aus Obermumpf AG. Der Kollege habe selber nicht so Lust gehabt, es zu tun. «Da habe ich im Schnellverfahren so eine Spendenaktion gemacht.»
Der Grund für seine Solidarität: «Ich möchte dem Ladenbesitzer die Wiederaufnahme ein wenig ermöglichen, weil er jetzt keine Einnahmen hat», so Zumsteg weiter. Für Vlado T. sei es sicher schwierig, die Leute wiederzugewinnen. «Eine Starthilfe wird ihm guttun.»
Vlado T. bedankt sich für Unterstützung
Kritische Stimmen versteht Patrik Zumsteg. «Es gibt immer beide Meinungen. Die einen finden die Aktion eine gute Sache. Andere finden, es geschieht ihm recht oder mögen ihm das Geld nicht gönnen.» Aber niemand mache so etwas extra.
Vlado T. bedankt sich schon jetzt für die Unterstützung, die er erhält – auch von der Spendenaktion. Er hofft nun, «dass ich bald wieder meinen Dönerladen öffnen kann.» Aber eines ist ihm fast noch wichtiger: «Ich wünsche allen betroffenen Kunden ganz gute Genesung!»
* Name geändert