Darum gehts
- Geschlossener Lebensmittelladen in Suhr AG gammelt vor sich hin
- Ladenleiter Ahmet T. (38) wurde festgenommen, Ermittlungen laufen
- Amt für Verbraucherschutz wollte Routinekontrolle vor wenigen Wochen durchführen
An der Bahnhofstrasse in Suhr AG rümpfen viele Ladenbesitzer, Anwohner und Passanten die Nase. Denn ein Lebensmittelladen hier wurde scheinbar einfach verlassen – jetzt gammeln die Produkte vor sich hin. Und weil die Glasscheiben nicht abgedeckt sind, kann sich jeder das Chaos anschauen.
«Es ist eklig und eine Schande für diese schöne Strasse», heisst es denn auch, als Blick – nachdem diverse Leserbilder von der Lebensmittel-Sauerei im Laden geschickt wurden – vor Ort einen Augenschein nimmt. Doch damit nicht genug. Eine Person sagt gar: «Es stank hier manchmal so gewaltig, dass ich nicht mal die Lüftung anschalten konnte.»
Ladenleiter verhaftet!
Dann erfährt Blick: Der Ladenleiter Ahmet T.* (38) soll am 29. Januar 2025 festgenommen worden sein – im Laden. Seither sollen von unbekannten Leuten die wertvollen Dinge geholt worden sein. Warum Ahmet T. sitzen soll, das weiss an der Bahnhofstrasse offenbar niemand. Als Blick bei seiner Ehefrau im Aargau nachfragt, bestätigt sie die Festnahme. Mehr möchte sie aber nicht sagen.
Auf Anfrage bei der Aargauer Staatsanwaltschaft heisst es: «Der beobachtete Einsatz bezieht sich auf ein Rechtshilfeersuchen der Strafverfolgungsbehörden des Kantons Bern.» Die Zuständigkeit respektive die Informationshoheit obliege den dortigen Behörden.
Nur: Die Kantonspolizei Bern will sich zu Fragen zu Ahmet T. «grundsätzlich aus Persönlichkeits- und Datenschutzgründen» nicht äussern.
Ermittlungen dauern an
Weitere Blick-Recherchen zeigen: Ahmet T. wurde unter der Leitung der Staatsanwaltschaft für besondere Aufgaben des Kantons Bern wegen eines laufenden Verfahrens wegen Widerhandlungen gegen das Bundesgesetz über Geldspiele angehalten. Der Türke befindet sich aktuell in Untersuchungshaft. Und: Die intensiven Ermittlungen dauern an.
Und was ist mit dem Gammel-Laden? «Wir verstehen hier alle nicht, warum der nicht endlich geräumt wird», sagen mehrere Leute vor Ort. Sie wollen ausnahmslos alle anonym bleiben.
Amt für Verbraucherschutz stand vor verschlossenen Türen
Sicher ist: Das kantonale Amt für Verbraucherschutz AVS war bereits da. Vor wenigen Wochen, für eine Routinekontrolle. Doch es hat verschlossene Türen vorgefunden und seither mehrere Male versucht, den Betreiber telefonisch zu erreichen.
«Das AVS kontrolliert laufende Lebensmittelbetriebe regelmässig», schreibt das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) auf Nachfrage von Blick. Es verfüge Massnahmen je nach Schwere der Mängel und Gefährdung der Bevölkerung.
In Ausnahmefällen, in denen das AVS einen bereits geschlossenen Betrieb wegen einer möglichen Gefährdung prüfe, müsste es die Polizei beiziehen. Aber: «In vorliegendem Fall liegt keine aktuelle Gefährdung vor», so das DGS.
Tatsächlich? Dies sehen die Leute in der Nähe des Gammel-Ladens anders: «Für uns hier ist das eine Schweinerei. Und niemand tut etwas!»
Verwaltung soll bereits Massnahmen ergriffen haben
Bleiben der Eigentümer der Liegenschaft beziehungsweise die zuständige Verwaltung, die Handeln könnte. «Wir können aus Datenschutzgründen keine Auskünfte zu mietrechtlichen Angelegenheiten herausgeben. So auch nicht zu diesem Fall in Suhr», sagt die zuständige Immobilienbewirtschafterin. Immerhin lässt sie durchblicken, dass sie die nötigen Massnahmen zur Lösung dieser Situation bereits ergriffen hätten.
Am Mittwochabend gammelte der Laden immer noch vor sich hin.
Für Ahmet T. gilt die Unschuldsvermutung.
* Name geändert