Der Personalengpass in Spitälern spitzt sich drastisch zu. Das Gesundheitssystem ist am Anschlag, in manchen Gesundheitseinrichtungen stehen bereits Betten auf dem Gang. Trotz einer massivsten Abflachung der Corona-Fälle schlagen Spitäler nun Alarm. Vor allem der Personalengpass macht dem Gesundheitssystem enorm zu schaffen.
Zu spüren bekommen das neben dem Pflegepersonal auch die Patienten. So etwa Nadia Meier* (59) aus dem Kanton Aargau. Am Samstag vor einer Woche stürzt die alleinstehende Frau in ihrem Haus schwer. «Ich hatte unfassbare Schmerzen, konnte kaum noch atmen», erzählt sie im Gespräch mit Blick.
Trotzdem entscheidet sie sich, vorerst nicht das Spital aufzusuchen. «Ich wusste, dass die Notfallstationen voll sind – an den Wochenenden sowieso.» Schliesslich lässt sie sich am Montag von einer Bekannten ins aargauische Spital Muri fahren. «Die Notfallstation war völlig überbelegt. Aber immerhin befand ich mich nun in sicheren Händen – dachte ich zumindest», schildert Meier.
Drei Stunden lang habe sie warten müssen, ehe sie geröntgt wurde, erzählt sie. «Eine Stunde nach dem Röntgen kam ein Arzt und meinte, man sehe nichts. Ich könne nach Hause gehen. Ich war völlig perplex – daraufhin meinte der Arzt, das Spital sei kein Hotel.»
Dreifacher Rippenbruch
Meier gibt nach – die Schmerzen bleiben. «Zeitweise hatte ich Angst, ob ich überlebe.» Am Donnerstag, fast eine Woche nach dem fatalen Sturz, erhält sie Besuch von der Spitex. «Als die Pflegerin mich gesehen hat, rief sie sofort die Ambulanz. Ich konnte kaum noch auf den Füssen stehen.»
Meier kommt erneut ins Spital Muri, wird nun auch mit Ultraschall untersucht. Jetzt zeigt sich: Beim fatalen Sturz zog sich die 59-Jährige einen dreifachen Rippenbruch zu, zudem eine leichte Schädelverletzung, wie der Austrittsbericht zeigt. Sie bleibt im Spital, wird nach drei Tagen wieder entlassen. Jetzt kuriert sie sich zu Hause aus.
Personalmangel macht sich bemerkbar
Das Spital Muri schreibt auf Anfrage von Blick, dass man zu den genauen Details der Behandlungen grundsätzlich nicht öffentlich Auskunft gebe. «Aufgrund unserer internen Dokumentation wurde die Patientin bei uns adäquat behandelt», sagt Claudia Penta von der Kommunikationsstelle des Spitals.
Die Mitarbeitenden würden tagtäglich einen grossen Einsatz leisten. Man setze alles daran, auch weiterhin rund um die Uhr für die Patienten da zu sein. Dennoch: «Den Fachkräftemangel spüren auch wir», sagt Penta. «Falls eine stationäre Behandlung erforderlich ist, können wir diese gewährleisten.» In der Zwischenzeit habe das Spital mit der Patientin Kontakt aufgenommen und die Situation klären können.
Nadia Meier* sagt dennoch: «Ich bin überzeugt, das alles wäre nicht passiert, wenn man mich mit genügend Personal von Beginn weg richtig untersucht hätte. Dann hätte man gleich gemerkt, dass ich schwer verletzt bin.»
*Name von der Redaktion geändert