Es ist ein mysteriöser Vorfall, der sich letzten Donnerstag an der Suhre in Schöftland AG abgespielt hat. «Nach Einbruch im Spital verstorben», vermeldete die Kantonspolizei Aargau. Tatort sei ein Schrebergartenhäuschen bei der Kläranlage gewesen. Dessen Besitzer sei darin gegen 20.30 Uhr «unvermittelt» auf einen Unbekannten getroffen. Dieser «ergriff sogleich die Flucht» und sprang in die Suhre. Patrouillen der Kapo Aargau und der Regionalpolizei Zofingen nahmen die Fahndung «nach dem mutmasslichen Einbrecher» auf – auch mit einem Polizeihund.
Gegen 21.30 Uhr wurde der Mann von den Polizisten gesichtet – er trieb im Bach. Nur: Rettungsleinen und weitere Hilfe habe er nicht angenommen, so die Kapo weiter. Als der Mann bei einem Wehr im tiefen Wasser unterging, stiegen zwei Polizisten mit Seilen gesichert ins eiskalte Wasser. Sie tauchten nach ihm, konnten ihn bergen und versuchten den nicht mehr Ansprechbaren zu reanimieren. Er wurde in kritischem Zustand in ein Spital gebracht und verstarb später.
Es bleiben Fragen offen
Aber: War es wirklich ein Einbruch? Blick-Recherchen zeigen: Der Verstorbene heisst Berto F.* (†60) und wohnt in der Nähe des Häuschens. «Sogar in Sichtweite», sagt seine trauernde Frau Maria G.* (59) daheim zu Blick – und ergänzt: «Mein Mann war ganz sicher kein Einbrecher!»
Sie erzählt, dass sie und ihr Mann vor 42 Jahren in Portugal geheiratet hätten. Zwei Söhne kamen zur Welt, bevor das Paar «vor zwölf Jahren» in die Schweiz kam. «Wir sind korrekte Menschen», sagt Maria G. Sie arbeite als Reinigungskraft, ihr Mann habe in einer Kartonfabrik gearbeitet.
Berto F. soll «Probleme» gehabt haben
Doch Berto habe in letzter Zeit immer mehr Probleme bekommen. «Vor allem ab dem Zeitpunkt, als einer unserer Söhne sich letzten November das Leben nahm», so Maria G. Zudem habe ihrem Mann eine Krebsdiagnose zu schaffen gemacht. «Er hätte in diesen Tagen eine grössere Operation im Spital gehabt.» Dies seien die Gründe, warum ihr Mann beim Häuschen war. «Er wollte sich vielleicht hinsetzen und sich Gedanken machen», so die Witwe. «Zudem gibt es dort ja gar nichts zu klauen!» Sie finde es «nicht gut», dass die Polizei «so schnell von einem Einbrecher» schrieb. «Dabei ist die Rolle des Häuschenbesitzers ja unklar.»
Maria G. erzählt weiter, dass ihr Mann ihr kurz vorher noch ein SMS geschickt habe. «Er schrieb etwa, dass er nicht mehr könne», sagt sie unter Tränen. Später sei die Polizei bei ihr aufgetaucht. «Es ist so schlimm, dass Berto nicht mehr hier ist. Er liebte das Reisen.» Vier Enkel hinterlasse er. «Mir bleibt noch ein Sohn. Der gibt mir jetzt Kraft», sagt sie. Ihren Mann werde sie bei ihrem verstorbenen Sohn in Portugal beerdigen. Ihr grösser Wunsch ist: «Dass der Tod meines Mannes richtig untersucht wird.»
Die Ermittlungen laufen
Adrian Schuler von der Aargauer Staatsanwaltschaft stützt die Kapo und sagt: «Nach den bisherigen Erkenntnissen hat der Besitzer des Schrebergartenhäuschens den später Verstorbenen im Häuschen überrascht.» Weshalb sich dieser dort aufgehalten habe und wie er in das Häuschen kam, sei Gegenstand der laufenden Ermittlung. «Die genauen Umstände um die Geschehnisse jener Stunden werden nun untersucht.»
Der Besitzer (45) des Schrebergartenhäuschens wollte gegenüber Blick laut einer Angehörigen keine Stellung nehmen.
* Namen bekannt