«Ich versuchte so lange zu reanimieren, bis der Notfall kam»
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Franziska G. (25):«Versuchte so lange zu reanimieren, bis der Notfall kam»

Lukas O. (†26) wurde in Wohlen AG von drei Teenagern getötet
«Er weinte oft wegen seiner kleinen Tochter»

In der Nacht auf Sonntag wird in Wohlen AG ein Mann erstochen. Tatverdächtig sind drei Teenies. Blick-Recherchen zeigen nun, wer das Opfer ist. Eine Verwandte und eine enge Freundin erzählen über den gewaltsam Getöteten.
Publiziert: 10.06.2024 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2024 um 18:54 Uhr
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In Wohlen erstachen Teenager einen Mann. Jetzt zeigen Blick-Recherchen: Beim Getöteten handelt es sich um Lukas O. (†26).
Foto: Facebbok

Bluttat im Freiamt: Es ist tiefe Nacht in einem Wohnquartier in Wohlen AG. Von Samstag auf Sonntag. Ein Streit entflammt. Die Situation eskaliert. Ein Mann stirbt vor Ort – erstochen. Die Tatverdächtigen: drei Teenager. Was die Jugendlichen beim späteren Opfer wollten und wieso dieses sterben musste – unklar! Über das Tatmotiv ist noch nichts bekannt. 

Klar ist mittlerweile aber, wer das Opfer ist. Beim Getöteten handelt es sich um Lukas O.* (†26). Das zeigen Blick-Recherchen. Er wohnte in Wohlen. Blick sprach am Montag mit der Familie. «Wir können es fast nicht glauben», sagt eine Verwandte. Sie erfuhr vom gewaltsamen Tod erst gegen Sonntagmittag durch ein anderes Familienmitglied.

Die Frau gibt einen Einblick, wie Lukas O. aufgewachsen ist. «Er und seine Schwester hatten keine schöne Jugend. Sie lebten ein paar Jahre in Schaffhausen. Die Mutter kümmerte sich kaum um die beiden.» Darum habe die Grossmutter die Obhut übernommen. «Die Mutter zog nach Deutschland und hatte später zwei weitere Kinder mit einem anderen Mann. Denen geht es heute auch nicht gut.»

«Es war offensichtlich, dass er drogenabhängig war»

Auch Lukas O. sei es nicht gut gegangen – was die berufliche Situation anbelangt. «Er konnte weder eine Lehre beginnen noch schaffte er es, einer geordneten Arbeit nachzugehen», sagt die Verwandte. «Seine Grossmutter half ihm schliesslich, eine IV-Rente zu erhalten.»

Die Verwandte erinnert sich auch an die letzte Begegnung mit O. «Das war an einer Beerdigung.» O. habe nicht gut ausgesehen. «Es war offensichtlich, dass er drogenabhängig war und nicht auf seine Gesundheit achtete. Seinen Zähnen sah man gleich an, dass sie kaputt sind.»

Doch nun folgt eine andere Beerdigung – jene von Lukas O. Seine letzten Atemzüge gab der junge Mann in der Nacht von Samstag auf Sonntag von sich. Nach der Bluttat versucht Ersthelferin Franziska G.** (25) noch, Lukas O. mit einer Herzmassage das Leben zu retten. Vergeblich. Die mutmasslichen Täter sind da schon abgehauen. Aber der Polizei können sie nicht entwischen. Diese berichtet, sie habe einen Mazedonier (16) sowie zwei Italiener (16 und 18) festgenommen. 

«Er stand vor mir und beschützte mich»

Ein schwacher Trost für Nicole B.** Denn das bringt ihr ihren engen Freund Lukas O. auch nicht zurück. Doch die Frau schwelgt in Erinnerungen. «Er war mein Fels in der Brandung», sagt sie am Montag zu Blick. Die beiden hätten sich blind vertraut. «Wir liebten uns auf eine ganz besondere Art», sagt B. Man habe aber immer Spass mit O. haben können. «Er hatte oft Blödsinn im Kopf.»

Es sei aber auch ernst abgelaufen: Denn wenn sie Sorgen oder Probleme hatte, sei Lukas O. sofort für sie da gewesen. «Er stand nicht hinter mir. Er stand vor mir und beschützte mich und meine Tochter.» Das Opfer habe auch ein eigenes Kind gehabt: «Er hat für seine kleine Tochter gekämpft. Er wollte sie ganz zu sich holen. Oft weinte er sich bei mir aus, wenn er seine Tochter nicht wie abgesprochen sehen durfte.»

Lukas habe sich aber sehr oft auch verleiten lassen. Sei es zu Drogenkonsum oder kleineren Straftaten, wie Nicole B. weiter erzählt: «Er wollte sein Leben neu beginnen und aus Wohlen raus.» 

Das wird nicht passieren. Denn Lukas O. fand seinen Tod in Wohlen. Abgestochen von Jugendlichen. 

* Name geändert 

** Namen bekannt 

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