Au-pair zu sein, ist für viele eine gute Möglichkeit, die Kultur des Gastlandes kennenzulernen, Sprachkenntnisse zu vertiefen oder sich praktische Fähigkeiten im Haushalt und in der Kinderbetreuung anzueignen. Doch für das damals 16-jährige Au-pair-Mädchen wurde ihr Aufenthalt im Herbst 2022 in Aarau zu einem Alptraum, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.
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Über eine Westschweizer Au-pair-Agentur vermittelt, kam das junge Mädchen zu einer Familie in Aarau, bestehend aus Vater, Mutter und drei Kindern. Der Vater hatte einen schweren Unfall erlitten, lag für eine Zeit im Koma, musste in die Reha und war oft zu Hause. Während dieser Zeit ging auch seine Ehe in die Brüche, die Scheidung sollte bald stattfinden.
Nach einem halben Jahr, in dem die Teenagerin bei der Familie arbeitete, begann es. So soll der Mann sie mehrere Male an der Hüfte berührt haben, als beide zusammen in der Küche waren, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Dies wurde ihm später als sexuelle Belästigung zulasten gelegt.
Die Kinder schliefen daneben
Eines Abends schlief das Au-pair auf Wunsch der Mutter bei einem der Kinder, da beide Eltern nicht zu Hause waren, später legte sich noch ein Kind dazu. Der Familienvater kam früher als die Mutter nach Hause und weckte sie, damit sie wieder in ihr eigenes Zimmer gehen konnte. Doch sie war zu müde, um in ihr Gästezimmer zu gehen und blieb im Kinderzimmer.
Der Vater verliess den Raum und kam kurz darauf wieder, setzte sich an die Bettkante und soll die 16-Jährige zu streicheln begonnen haben, daneben die schlafenden Kinder. In der Anklageschrift heisst es weiter: «Er schüttelte sie erneut und schlug ihr dann vor, mit ihm in ihr Schlafzimmer zu gehen.» Das Mädchen lehnte ab, worauf der Vater ihr seine Zunge in den Hals steckte. «Sie stand unter Schock und hatte Angst, sodass sie sich während des ganzen Vorfalls nicht zur Wehr setzte», heisst es in der Anklageschrift. Der Mann liess sich nicht beirren, streichelte das Mädchen noch einmal und führte dann einen Finger in sie ein.
Vater verneinte Tat nie
Später soll der Vater nochmals zu ihr ins Zimmer gekommen sein, sich bei ihr entschuldigt und ihr versichert haben, sie brauche keine Angst vor ihm zu haben. Als die Mutter am nächsten Tag wieder zu Hause war, vertraute sie sich dieser an und beendete die Arbeit bei der Familie.
Da das Au-pair-Mädchen ihm als Arbeitnehmerin unterstellt war, klagte die Staatsanwaltschaft den Familienvater wegen sexueller Handlung mit einer Abhängigen und wegen sexueller Belästigung an. Da der Familienvater die Tat nie bestritt, wurde er vom Bezirksgericht Aarau zu einer bedingten Freiheitsstrafe von neun Monaten und einer Busse von 4000 Franken verurteilt. Zusätzlich erhielt er ein lebenslängliches Verbot für Tätigkeiten, die Kontakt mit Minderjährigen beinhalten und muss die Parteikosten von 9000 Franken bezahlen. Bezüglich der sexuellen Belästigung in der Küche wurde er freigesprochen, da auch das Mädchen einräumte, dies nicht als sexuellen Übergriff aufgefasst zu haben. (mgf)
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