Jetzt werden sie nur im Notfall behandelt
Immer mehr Aargauer zahlen Krankenkassen-Prämien nicht

Deutlich mehr Menschen werden nur noch im medizinischen Notfall behandelt. Die Anzahl Aargauerinnen und Aargauer, die ihre Prämien nicht bezahlen, ist letztes Jahr massiv angestiegen.
Publiziert: 28.02.2024 um 13:17 Uhr
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Wer auf der schwarzen Liste landet, wird von Spitälern und Arztpraxen nur im Notfall behandelt.
Foto: Keystone

Wer im Aargau die Rechnungen der Krankenkasse auch nach Mahnung und Zahlungsaufforderung nicht bezahlen will, landet auf der sogenannten schwarzen Liste. Die Zahl dieser Fälle im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen, das berichtet die «Aargauer Zeitung». 

Wer auf diese Liste landet, muss mit einschneidenden Konsequenzen leben. Er wird nur noch im medizinischen Notfall behandelt. Damit will der Kanton den Druck erhöhen, damit Prämien rechtzeitig bezahlt werden.

Zunahme um 25 Prozent

Auf dieser Liste der säumigen Prämienzahlenden sind rund 5300 Personen aufgeführt. Gemäss «Aargauer Zeitung» sind das fast 1200 mehr als Ende 2022 und entspricht damit einer Zunahme von über 25 Prozent.

Dabei hat das kantonale Parlament 2022 entschieden, dass man nicht mehr so schnell auf die Liste kommt. Damals sprach sich eine Mehrheit für einen Vorstoss dafür aus, dass künftig nur noch jene Versicherten auf der Liste landen, die ihre Krankenkassenprämien nicht bezahlen wollen – und nicht jene, die nicht bezahlen können.

Listen sind umstritten

Aargauer mit mindestens einem Verlustschein wurden darum 2022 von der Liste gestrichen, weil man davon ausging, dass sie ihre Prämien nicht bezahlen können. Mit dem neuen Gesetz, das den Schuldschein zum Beleg für die Zahlungsunfähigkeit erklärte, verschwanden mehr als 5000 Personen von der schwarzen Liste. 

Warum nun wieder deutlich mehr Menschen nur im medizinischen Notfall behandelt werden, ist nicht ganz klar. Beim Sozialdienst in Spreitenbach geht man auch davon aus, dass besonders junge Erwachsene betroffen seinen, die aus Unwissenheit ihr Geld falsch ausgäben. «Sie leben über ihren Verhältnissen, weil sie nicht gelernt haben, welche Konsequenzen unbezahlte Rechnungen nach sich ziehen können», wird die Leiterin des dortigen Sozialdienstes zitiert. 

Zudem wüssten viele nicht, wie das Krankenkassensystem funktioniere. «Sie denken, sie müssten nur zahlen, wenn sie auch zum Arzt gehen.» Dagegen gebe es nur sehr wenige Personen, die ihre Krankenkassenprämien bewusst nicht zahlen würden, weil sie sie zu teuer finden.

Der Nutzen der schwarzen Listen ist umstritten. Der Bundesrat und die Branchenorganisation der Schweizer Krankenversicherer, Santésuisse, raten zur Abschaffung.

Das Krankenversicherungsgesetz erlaubt es Kantonen aber weiterhin, Personen mit offenen Krankenkassenprämien nur noch Notfallbehandlung zukommen zu lassen. Um die 35'000 Personen wurden Anfang 2019 schweizweit auf solchen Listen geführt. (sie) 

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