In eine Falle gelockt, zusammengeschlagen und erniedrigt: Im Juli 2022 demütigte eine Bande einen 15-Jährigen aufs Übelste. Sechs junge Männer warfen den Teenager bei einer Waldhütte zu Boden, zogen ihn aus und bedrohten ihn mit einem Baseballschläger, wie das «Zofinger Tagblatt» berichtet.
Nachdem ein 19-Jähriger den Bub mit dem Auto zu einem inszenierten Treffen gefahren hatte, zerrte die Gang ihn aus dem Auto und nutzte den Baseballschläger, um dem Jugendlichen gezielt Angst einzujagen. Einer der Peiniger (20) stand mit nacktem Oberkörper über ihm, das Gesicht mit seinem T-Shirt bedeckt.
Falls der Bub zur Polizei gehen würde, würde er sterben, sagte der junge Mann dem Teenager. Anschliessend rückversicherte er sich bei seinem Kollegen, wie die Zeitung schreibt. «Reicht das?», fragte er ihn. «Definitiv nicht», lautete die erschreckende Antwort. Also schlug er auf das Opfer ein.
Opfer zitterte am ganzen Körper
Der 15-Jährige wurde von der gleichen Person, die ihn zum Treffpunkt gefahren hatte, wieder abgeholt. Der Bub zitterte am ganzen Körper.
Die Polizei konnte die Tatverdächtigen nach einiger Zeit festnehmen. Jetzt standen der 20-jährige Schläger und der 19-jährige Fahrer vor dem Bezirksgericht Zofingen. Die beiden sind die Einzigen, die zum Tatzeitpunkt bereits volljährig waren.
Brutale Tat als Racheaktion?
Der Hintergrund des Angriffs liegt in der Vergangenheit: Der Fahrer und ein weiterer Kollege raubten im Januar 2022 einen zwölfjährigen Bub aus, wie das «Zofinger Tagblatt» schreibt. Das spätere Opfer war auch dabei. «Ich hatte Angst vor den beiden Älteren», sagte er vor Gericht. Der 15-Jährige habe sich nicht an dem Raub beteiligt, heisst es in der Anklageschrift.
Aber: Er sagte über den Raub als Zeuge bei der Polizei aus. Das sorgte für grosse Wut innerhalb der Gang.
Anweisung bekommen, zuzuschlagen
«Ich sollte ihm Angst machen», sagte der Schläger vor Gericht. Sein Opfer habe ihm leidgetan. Deshalb habe er aufgehört, als er nur noch mit Unterhosen bekleidet vor ihm auf dem Boden lag. Doch dann habe er die Anweisung bekommen, zuzuschlagen. Sein Anwalt sieht ihn ebenfalls als Opfer. Er sei ein junger Mann mit keiner klaren Perspektive gewesen, der Halt in einer neuen Gruppe gesucht habe. Der junge Mann habe sich mittlerweile rehabilitiert und arbeitet in einem Tankstellenshop.
Der 19-jährige Fahrer wies jede Schuld von sich. Von den Umständen der Tat habe er nichts gewusst. Das Ziel sei nur gewesen, dem Teenager Angst einzujagen. «Meine Aufgabe war es einfach, ihn zur Hütte zu fahren.»
Bedingte Freiheitsstrafen für beide
Der Richter sprach beide Täter schuldig. Der Fahrer kassiert eine bedingte Strafe von neun Monaten. «Es ist richtig, dass sie nach dem Wegfahren nicht an der Tat beteiligt waren. Es wäre aber nie dazugekommen, wenn sie das Opfer nicht dahin gefahren hätten.»
Der 20-Jährige erhielt hingegen sieben Monate bedingt – ihm rechnete der Richter seine glaubhafte Reue und das Geständnis an. «Ich sehe, dass sie versuchen, ihr Leben in den Griff zu kriegen.»
Drei der restlichen vier Mittäter müssen sich vor dem Jugendgericht verantworten. (ene)